Zwei Niederlagen für die Bundesliga-Männer

03.12.2018

2:5 und 1:5 – tapfere Auftritte werden nur mit drei Satzgewinnen belohnt

 

TV SW-Oberndorf – TSV Calw 5:2 (7:11, 11:7, 10:12, 11:6, 11:6, 11:3, 11:5)

Einen überraschend starken Auftritt legten die ersatzgeschwächten Bundesliga-Faustballer des TSV Calw mit einem sehr engagierten Bernd Bodler beim favorisierten TV SW-Oberndorf hin. „Bernd hat im ersten Satz super Angaben gemacht und sehr gut geblockt“, beobachtete der verletzte Calwer Hauptdarsteller Raphael Schlattinger von der Tribüne aus. „Allerdings konnten wir den ersten Ball nur in wenigen Situationen richtig kontrollieren. Dennoch war das Zuspiel meist gut.“

 

Die Kurzbälle kratzte der flinke Philipp Kübler fast alle vom Boden, ihm unterliefen aber auf der ungewohnten Zweitschlagposition einige Angriffsfehler. Der TSV Calw überraschte die Schweinfurter aber immer wieder und führte zur 10-Minuten-Pause mit 2:1 Sätzen. Die Franken wechselten nun den in den vergangenen Wochen verletzt fehlenden Fabian Sagstetter ein und der herausragende Regisseur auf Oberndorfer Seite schaffte es umgehend, Struktur in das Schweinfurter Spiel zu bringen. Die Ballwechsel wurden länger, der zwei Meter lange Oliver Bauer und Jaro Jungclaussen konnten immer häufiger punkten und auf Calwer Seite fehlten die Kraft, Kondition und Frische, um mit neuen Ideen noch etwas entgegensetzen zu können. „Wenn wir gegen Unterhaugstett so spielen wie hier in den ersten Sätzen, dann haben wir eine Chance zu gewinnen“, hoffte Trainer Thomas Stoll.

 

TSV Calw – TV Unterhaugstett 1:5 (5:11, 10:12, 7:11, 11:4, 5:11, 9:11)

Rund 150 Zuschauer füllten die Walter-Lindner-Halle am Sonntag zum mit Spannung erwarteten Abstiegskampf-Derby zwischen den Calwern und dem TVU, der tags zuvor seinen ersten Bundesliga-Hallensieg überhaupt einfuhr (5:2 gegen Waldrennach). Mit entsprechend breiter Brust rückten die Männer aus dem Liebenzeller Höhenstadtteil an. „Allerdings hatten wir in der Angabe gestern zu wenig Druck – das muss heute besser werden“, warnte Unterhaugstett-Kapitän Constantin Reutter. Er stand zusammen mit Sebastian Buck und Christian Lörcher in der Abwehr, im Angriff der tags zuvor nicht sonderlich durchschlagsstarke Robin Gensheimer und der wesentlich erfolgreichere Michael Ochner. Calw setzte auf seine „Not-Anfangsformation“ mit Bernd Bodler, Philipp Kübler (Angriff), Nick Stoll (Zuspiel), Lukas Gruner und Mathias Zierer (Abwehr). In den ersten Ballwechseln war gleich richtig Dampf im Kessel. Nach harten Schlagabtäuschen aber gewannen die Gäste die Oberhand, während die Calwer reichlich Fehler produzierten. Von 2:2 zog Unterhaugstett auf 2:9 davon und mit dem Kurzauftritt von Nico Stoll (für Bodler) schafften die Calwer noch etwas Ergebniskosmetik (5:11).

 

„Ihr müsst geduldiger sein, den Gegner die Fehler machen lassen“, riet der verletzte Schlagmann Raphael Schlattinger den Kameraden, und tatsächlich gelang den Hausherren mehr. 3:0, 5:2 und 7:4 führten die Calwer, doch nach der TVU-Auszeit wirkten sie wieder wie blockiert. Gensheimer punktete so zuverlässig wie Ochner, ein Ass machte den Satzball des TSV zunichte und Unterhaugstett jubelte. Der dritte Satz sah eine Begegnung mit offenem Visier, Ochner kam mit variablen Angriffen immer wieder durch. 0:3 in der 10-Minuten-Pause, die Calwer wirkten konsterniert. Es krankte vor allem im Zuspiel. Immerhin gelang es dem insgesamt starken Lukas Gruner, mit seinen Vorlagen die Vorderleute in Szene zu setzen und auf erfolgversprechende Wandbälle vorzubereiten. Bernd Bodler erwischte allerdings auch nicht seinen besten Tag. Der Routinier ging sehr engagiert in die Leinenduelle, schaffte es aber zu selten, vor allem Michael Ochner aus dem Spiel zu nehmen.

 

Der vierte Satz aber gehörte den Gastgebern. Die Calwer brachten Leidenschaft aufs Spielfeld und zogen gleich davon, alles schien zu funktionieren. Diesmal brachte auch die Auszeit des Gegners bei 7:3 nichts mehr, Nick Stoll dirigierte glänzend und Philipp Kübler begeisterte mit großartigen Angriffsbällen. Nur noch 1:3 – würde sich das Blatt noch wenden? Vor allem „Michi“ Ochner hatte etwas dagegen. Er drehte im fünften Satz mit fünf herausragenden Bällen in Folge eine Calwer 4:1-Führung im Alleingang und zählte den Gegner entscheidend an. Der Wille des TSV war zwar nicht gebrochen, doch der letzte Satz dieses Spiels war symptomatisch. Erneut führt Calw 7:4, dann schmettert Bodler seinem Gegenüber Ochner den Ball versehentlich ins Gesicht. Der berappelt sich, punktet mehrmals, aus dem Calwer 9:7 wird ein 9:10 – und beim Matchball bekommt der ohnehin schmerzgeplagte Bodler seinerseits einen ins Gesicht mit. Am Ende mussten die Calwer dem Lokalrivalen zum verdienten Sieg gratulieren.

 

Stimmen

Michael Ochner, TV Unterhaugstett: „Es war klar, dass wir gegen den ersatzgeschwächten TSV Calw ohne seinen Weltklasseangreifer Raphael Schlattinger und nach unserem ersten Sieg gegen Waldrennach nun mit großen Erwartungen in das Spiel gehen würden. Wir wussten aber auch, dass es nicht mit 80 oder 90 Prozent Leistung geht, sondern nur mit vollem Einsatz. Das haben wir über weite Strecken hingekriegt. Auch dieses Spiel wurde im Angriff entschieden, wir haben unsere Chancen gut genutzt. Jetzt blicken wir natürlich viel lieber auf die Tabelle als noch vor einer Woche.“

 

Thomas Stoll, Trainer TSV Calw: „Unsere Leistung war kämpferisch in Ordnung. Leider haben wir es aber nicht geschafft aufs Spielfeld zu bringen, was wir in Schweinfurt gezeigt haben. Sonst wäre mehr drin gewesen. Unser Zuspiel muss aggressiver werden, wir müssen es schaffen unsere Angreifer so zu lenken, dass sie besser gegen die Wand spielen können. Bernd Bodler und Philipp Kübler müssen ihre Abstimmung noch verbessern. Wenn du in jedem Satz zwei, drei Aussetzer drin hast, dann kannst du kein Spiel gewinnen. Nächsten Sonntag, 15 Uhr, empfangen wir den TSV Pfungstadt. Darüber brauchen wir nicht groß nachdenken – das wird ein Spiel ohne Stress und Druck und der Sieger ist mit Pfungstadt schon im Voraus klar. Für uns zählt jetzt das Spiel am übernächsten Wochenende gegen Waldrennach.“