„Wir werden wieder aufstehen“

04.07.2023

Nach 13 Jahren steigen die Faustballerinnen des TSV Calw in der Feldrunde aus der 1. Bundesliga ab. Kapitänin Sandra Janot blickt dennoch optimistisch voraus.

Bitteres Ende nach einer unglücklichen Feldrunde für die Faustball-Frauen des TSV Calw: Schon vor der Saison fiel die überragende Anführerin Henriette Schell, Weltmeisterin und World-Games-Siegerin am Hauptschlag, aufgrund einer Schulter-Operation komplett aus. Dann erwischte es mit Ida Hollmann in der Abwehr eine weitere Nationalspielerin: Knochenbruch in der Hand. Verbissen kämpften die Löwinnen seither gegen den Abstieg und wähnten sich am vorletzten Spieltag, gewissermaßen auf der Zielgeraden, nach einem 3:2-Erfolg beim ASV Veitsbronn schon gerettet. Doch als der favorisierte TSV Pfungstadt ausgerechnet gegen den TSV Ötisheim schwächelte und der Konkurrent in seinem allerletzten Spiel der Saison einen kaum erwartbaren 3:2-Sieg landete, stand Calw unter Druck, musste in Mannheim gegen Käfertal und Unterhaugstett mindestens drei Sätze gewinnen. Das misslang am Sonntag, der Abstieg ist besiegelt.

Ein ungewohntes Gefühl für die Mannschaft von Melanie Münzenmaier, die im Vorjahr das Amt als Trainerin übernahm, und erst recht für das erfolgverwöhnte Team, das über so viele Jahre auf höchster sportlicher Ebene zusammengewachsen ist. Immer voran ging Sandra Janot (Foto Mitte): Die 32-jährige Referendarin an der Landesärztekammer ist Calwer Faustball-Urgestein und Bundesligistin der allerersten Stunde, seit der TSV im Jahr 2010, damals angeführt von der 18-jährigen Stephanie Dannecker, in der Halle und im Feld in die höchste Spielklasse stürmte und seither zahlreiche Medaillen bei deutschen und internationalen Meisterschaften gewann. Zwei Mal wurden die Calwerinnen Meister (2019, 2021), im letzten März noch holten sie noch Bronze in der Halle. Im Interview berichtet sie über das Gefühlsleben im Calwer Team.

Eine Ära geht für den TSV Calw und seine Kapitänin zu Ende. Wann war für die Mannschaft klar, dass es eine Liga hinabgeht?

Sandra Janot: „Der Wille war groß, den Abstieg abzuwenden. Auch nach der 0:3-Niederlage gegen Käfertal und bis zum 0:2-Satzstand gegen Unterhaugstett haben wir an uns geglaubt. Unsere Gegner mit den starken Schlagfrauen Marie Hodel und Pia Neuefeind konnten wir aber nicht packen. Zuerst war da großer Frust und es sind einige Tränen geflossen. Doch schon unter der Dusche haben wir beschlossen, die Rückkehr im nächsten Jahr anzupeilen.“

Gemeinsam wird also der nächste Angriff geplant?

„Ja. Wir haben so viele schöne Zeiten und Momente erlebt, miteinander vieles gewonnen, viel gelacht und Erfolge gefeiert. Nun haben wir miteinander geweint. Das gehört dazu. Und wenn wir das Ziel Wiederaufstieg packen, dann werden wir wieder miteinander lachen.“

Der Kader für die beiden Frauen-Teams des TSV Calw bleibt in der jetzigen Konstellation?

„Nach jetzigem Stand: ja. Laura Flörchinger hat schon lange eine Weltreise geplant und wird in der Hallenrunde fehlen. Ebenso Angelina Schmidberger aus der zweiten Mannschaft. Ich nehme an, dass uns Henriette Schell nach ihrer Rückkehr ins Training, voraussichtlich ab Oktober, wieder zur Verfügung stehen wird. Auch Lisa Schlattinger will nach langer Babypause wieder verstärkt ins Geschehen eingreifen. Das wäre sehr wichtig für uns, auch im Hinblick auf die deutsche Hallen-Meisterschaft, die am 17./18. Februar 2024 in der Walter-Lindner-Halle in Calw stattfindet. Und erst recht im Aufstiegskampf nächsten Sommer.“

Für Dich persönlich ging es schon seit der Faustball-Kindheit in Calw ständig bergauf. Dann die 13 Jahre in der Top-Liga, viele davon als Kapitänin…

„Ja, schon, das ist bitter. Einen Abstieg wollte ich niemals erleben. Aber es ist nun nicht so, dass die Welt für mich zusammenbricht. Für mich und für uns als Team gilt nun die Devise: come back stronger – wir werden wieder aufstehen und gestärkt zurückkehren! Ich habe jedenfalls für mich beschlossen, dass ich meine Karriere sicher nicht in der 2. Bundesliga beenden werde.“