Wechselbad der Gefühle mit Happy-end

29.10.2023

Die Bundesliga-Faustballer des TSV Calw starten mit einem hart erkämpften 5:4-Sieg gegen den TV Oberndorf in die neue Hallenrunde.

Timo Gruner (2. von rechts) vertrat als Co-Trainer den verhinderten Thomas Stoll.

 

100 Zuschauer in der Walter-Lindner-Sporthalle bekamen eine große Portion Spitzenfaustball geboten – 2:40 Stunden lang, inklusive einem Wechselbad der Gefühle und knappem Heimsieg für den TSV Calw. Es war das von Trainer Thomas Stoll prognostizierte „spannende 50:50-Spiel“ gegen den TV Oberndorf – mit dem besseren Ende für sein Team.

TSV Calw – TV Oberndorf 5:4 (6:11, 11:7, 11:4, 13:15, 11:8, 11:9, 6:11, 10:12, 11:9)

Der am Sonntag verhinderte Coach wurde an der Seitenlinie von Co-Trainer Timo Gruner vertreten. Er und das Publikum sahen eine zunächst nervöse Calwer Fünf, die es den Franken durch viele Eigenfehler einfach machte, den ersten Satz einzufahren. Vielleicht wollte der TSV zu viel, besann sich dann aber auf seine Stärken. Dank geduldigem Aufbauspiel wurde Hauptangreifer Raphael Schlattinger in Szene gesetzt und der schöpfte sein Potenzial aus. Zudem störte Zweitschlagmann Moritz Pfrommer die Kreise des TVO-Angreifers Nico Bitsch mit zahlreichen Blöcken. Nick Stoll, Philipp Kübler und Leandro Schmidberger agierten sicher in der Abwehr. So lagen die Calwer zur ersten obligatorischen 10-Minuten-Pause nach drei Sätzen mit 2:1 vorn.

Insbesondere der souveräne dritte Durchgang wog die Hessestädter aber in falscher Sicherheit. Auch die Defensive aus dem Schweinfurter Stadtteil Oberndorf zog immer häufiger schwierige Bälle. Maximilian Lutz, ein Zweitschläger mit herausragendem Abwehrtalent, war von Schlattinger an der Hallenwandseite nicht zu überwinden. „Unglaublich, was der rausholt. Ich bin fast verzweifelt“, gab der Schweizer Nationalspieler im Calwer Trikot später zu. Auf Oberndorfer Seite demonstrierte auch Fabian Sagstetter immer häufiger, warum er seit vielen Jahren als der kompletteste Faustballer der Welt gilt. Der schmächtig wirkende Regisseur übernahm Angaben und Rückschläge. Aufgrund seiner unkonventionellen Spielweise entwickelte sich ein vogelwildes Duell mit manchem spektakulären Ballwechsel. Ein 8:10 egalisierte Calw zunächst, bis 13:13 blieben beide Kontrahenten gleichauf, dann setzte Schlattinger eine knallharte Angabe einen Hauch zu lang und der TVO nutzte den Satzball.

Calw versuchte sich darauf einzustellen. Da Schlattinger kaum noch zum Rückstand kam, hatte Moritz Pfrommer im 5. Satz alle Hände voll zu tun. Einen Angriff platzierte er zur 4:0-Ballführung, Schlattinger fand die Lücke zum 11:8 – 3:2 Sätze. Da Pfrommer nun am Anschlag war, beorderte Trainer Gruner den National-Abwehrspieler Philipp Kübler an den Rückschlag. Im hektischen und erneut spannenden Durchgang 6 behielten die Calwer bei 8:8-Stand einen kühlen Kopf und gingen mit 4:2 Sätzen in die zweite Pause.

Die Vorentscheidung? Nein. Wie so häufig in der Vergangenheit, auch gegen den TVO, ließ auf Calwer Seite bei klarer Führung die Konzentration nach. Lukas Gruner übernahm Küblers Abwehrposten und der Nationalspieler rückte vor, um Schlattinger im Angriff zu assistieren. Doch die Oberndorfer erhöhten mit Sagstetter und Bitsch das Tempo nochmals und verkürzten auf 4:3. Die entscheidende Phase dieser Begegnung war von Nervosität und Kampf, aber auch tollen Aktionen geprägt. Beim Stand von 7:7 Bällen unterliefen sogar dem World-Games-Sieger und Weltmeister Sagstetter drei Fehlangaben in Folge – drei Matchballe für Calw! Doch die gingen wieder verloren, kurz darauf auch der Satz zum 4:4. Nun war der Gast obenauf, die Heimmannschaft ließ für einen Moment die Köpfe hängen.

Und rappelte sich nochmals auf: Im entscheidenden Satz trafen sich die Kontrahenten erneut auf Augenhöhe. Bei 6:5 Bällen für Calw wurden letztmals die Seiten gewechselt, bei 7:8 gelang Bitsch ein starker Preller und der Break. Nun standen die Zeichen auf einen TVO-Sieg. Doch Calw konterte cool, ein Diagonalball von Schlattinger zum Ausgleich und weitere starke Aktionen entschieden die Partie für das jubelnde Heim-Team.

 

Stimmen zum Spiel

Maximilian Lutz, TV Oberndorf: „Das war ein hohes Niveau für ein erstes Saisonspiel und wie so häufig zwischen diesen beiden Teams ein spannendes, enges Duell. Wir hätten ebenso mit 4:2 Sätzen in Führung gehen können, so lagen wir aber 2:4 zurück, haben uns herangekämpft und am Ende etwas unglücklich verloren.“

Raphael Schlattinger, TSV Calw: „Ein nervenaufreibendes Match. Meine Angaben kamen vom zweiten bis achten Satz gut. Im neunten Satz beim Stand von 7:9 haben wir einmal mehr bewiesen, zu was wir fähig sind. Das war eine gute Mannschaftsleistung und ich habe auch in der schwierigsten Phase, nach dem 4:4-Satzausgleich, an unseren Sieg geglaubt. Nächsten Samstag gegen Aufsteiger TV Waibstadt werden wir in unserer Halle nachsetzen. Das Spiel müssen wir gewinnen.“