22.08.2021
Interviews mit Henriette Schell und Thomas Stoll
Die Faustballgemeinde fiebert dem Saison-Höhepunkt entgegen: In Brettorf, Niedersachsen, finden am Wochenende (28./29. August) die Endrunden der Männer und Frauen um die deutsche Meisterschaft statt. Mit dabei sind die Bundesliga-Teams des TSV Calw und insgesamt 500 Zuschauer. Mehr wurden aufgrund der Pandemie-Restriktionen nicht erlaubt.
Nur 30 Tickets wurden für die Calwer Fans angeboten, es hätten weit mehr sein dürfen. Denn die Chancen für die TSV-Teams scheinen gut zu stehen. Die Frauen wurden souverän Südstaffel-Meister und stehen vorzeitig im Halbfinale. Die Männer müssen sich dafür zunächst gegen den Berliner TS durchsetzen. Als Süd-Zweiter hinter dem TSV Pfungstadt und vor TV 1880 Käfertal fahren sie aber ebenfalls optimistisch in den Norden.
Henriette Schell und Stephanie Dannecker bilden den Top-Angriff des TSV Calw. Beide wurden gerade in Österreich Weltmeisterinnen und sie gewannen mit den Calwer „Löwinnen“ die zwei letzten deutschen Meisterschaften in der Halle. Nun soll es auch auf dem Feld klappen. Wie, das erklärt die 22-jährige Henriette Schell im Interview (Foto: Detlef Hopp).
Reisen die Calwerinnen in voller Mannschaftsstärke nach Brettorf?
Ja, alle neun Spielerinnen sind fit und kamen gut durch die Saison. Wir freuen uns sehr auf die Meisterschafts-Endrunde. Schade nur, dass Elke Schöck, unsere Trainerin der vergangenen zehn Jahre, beim Abschluss ihrer letzten Saison als unser Coach nicht dabei sein kann. Sie kann ihren Sommerurlaub leider nicht anders planen.
Mit Steffi Dannecker und Dir bilden zwei Weltmeisterinnen das Angriffsduo des TSV Calw. Und Ihr habt die letzten Meistertitel in der Halle gewonnen. Wie sieht’s jetzt für die Feldsaison aus?
Wir fahren sehr optimistisch nach Brettorf. Da wir als Süd-Meister bereits im Halbfinale stehen, spielen wir um die Medaillen. Das ist natürlich super. Allerdings treffen wir auf einen Gegner, der dann bereits ein Spiel in Brettorf hinter sich hat und sich an die Bedingungen gewöhnen konnte.
Der Halbfinalgegner ist der Sieger des Spiels von Rekordmeister Ahlhorner SV und dem TSV Dennach. Wie sind diese zwei Schwergewichte einzuschätzen?
Mit dem Ahlhorner SV hatten wir in den vergangenen Jahren meist schlechte Erfahrungen gemacht. Und Dennach ist natürlich ebenfalls ein schwieriger Gegner, vor allem wenn es bei Sonny (Anm.: Schlagfrau Sonja Pfrommer) gut läuft. Allerdings haben sie nicht so einen breiten Kader wie wir.
Der Calwer Angriff ist sicherlich gesetzt. Wer wird hinter dem Duo Schell/Dannecker auf dem Feld stehen?
Das Gute an unserem Team ist die große Ausgeglichenheit der Leistung. Vermutlich wird erst nach dem Einspielen entschieden, wer in der Startaufstellung steht.
Wie habt Ihr euch in den vergangenen Wochen vorbereitet?
Wir haben fleißig trainiert, natürlich auch mit den Bundesliga-Männern. Sonntags gab es Sondertraining. Wir sind gut vorbereitet.
Was erwartest Du von dem Turnier in Brettorf?
Ein geiles Faustball-Event! Ich kenne Brettorf als ein echtes Faustball-Dorf. Hier dreht sich alles um diesen Sport, alle kommen oder helfen bei der Organisation.
Wie lautet Euer Ziel?
Wir stehen nur einen Sieg vor dem Finaleinzug, das muss das Ziel sein. Zumal wir es in all den Jahren und nach so vielen Anläufen auf dem Rasen noch nie ins Endspiel geschafft haben. Und natürlich wollen wir Meister werden.
Was dürfen die Calwer Fans vor Ort und zuhause am Bildschirm beim Livestream von „ihrem TSV“ erwarten?
Dass wir konstante und gute Leistung zeigen werden. Ich habe das Gefühl, diesmal wird’s richtig gut.
Matchplan der Männer steht
Die Männer des TSV Calw haben sich mit ihrer dritten Teilnahme an der DM-Endrunde in der deutschen Spitze etabliert. 2018 schafften sie als Aufsteiger gleich Platz 3, ein Jahr darauf wurden sie Fünfter. Das Team um die Nationalspieler Raphael Schlattinger (Schlagmann der Schweiz) und Philipp Kübler (Abwehr/Deutschland) reist als Zweiter der Südstaffel mit breiter Brust nach Niedersachsen. Trainer Thomas Stoll (Foto: Detlef Hopp) sieht gute Chancen auf einen neuerlichen Podiumsplatz.
Reisen die TSV-Männer komplett nach Brettorf?
Ja, alle Spieler sind fit und wohlauf.
Wie war die Vorbereitung auf das DM-Wochenende?
Wir haben in Jona in der Schweiz ein internationales Vorbereitungsturnier als guter Dritter abgeschlossen. Zuletzt haben wir auch beim TV Unterhaugstett gespielt und ein paar Dinge ausprobiert.
Steht die Startformation für die erste Begegnung?
Wir hatten praktisch die gesamte Saison mit Raphael Schlattinger und Philipp Kübler im Angriff, Nick Stoll in der Mitte, Leandro Schmidberger und Marco Stoll in der Abwehr gespielt. Diese Fünf sind gut eingespielt. Und wir können ohne Qualitätsverlust wechseln.
Auftaktgegner ist der Nord-Dritte Berliner Turnerschaft…
Wir wissen nicht allzu viel über die TS. In Jona haben wir die Berliner besiegt, aber sie verfügen haben mit Timon Lützow einen Neu-Nationalspieler als Schlagmann. Ich erwarte einen schwer zu spielenden Gegner. Das wird ein 50:50-Spiel.
Im Halbfinale würde dann der Nord-Primus TSV Hagen 1860 warten.
Ein Team mit drei Nationalspielern, Tabellen-Erster im Norden. Das sagt schon vieles. Aber bei dieser Meisterschaft sehe ich keine klaren Favoriten. Das Teilnehmerfeld ist sehr ausgeglichen. Alle sechs Teams können gewinnen, auch wenn aus der Historie der TSV Pfungstadt als erstes zu nennen ist. Wenn wir gut ins Spiel kommen, können wir auch Hagen besiegen.
Wie sieht die Zielsetzung des TSV Calw aus?
Das Halbfinale ist unser Minimalziel, der Titel das Maximalziel. Mit unserem Team ist das möglich. Mit Marco Stoll, Leandro Schmidberger und Heiko Bestle sind drei Männer dabei, für die eine DM-Endrunde Neuland ist, aber das sollte kein Problem sein.
Was erwartest Du von dem Turnier in Brettorf?
Die beste deutsche Meisterschaft, die unter den aktuellen Umständen möglich ist. Wenn das jemand kann, dann der TV Brettorf. Ärgerlich finde ich, dass die Zuschauerzahl auf 500 limitiert ist, während in der Fußball-Bundesliga Zehntausende Schulter an Schulter im Stadion sitzen.
Was dürfen die Fans vom TSV Calw erwarten?
Wir sind gut vorbereitet, unser Matchplan steht. Egal, wie es ausgeht – wir geben 100 Prozent.