TSV Calw – TV Hohenklingen 5:2 (10:12, 9:11, 11:4, 11:6, 11:8, 13:11, 11:9)
Wie bereits bei den vorigen Auftritten in der Walter-Lindner-Halle, waren die Ränge wieder mit vielen Zuschauern gefüllt. Rund 200 waren es, die das Duell der beiden Vorjahres-Aufsteiger TSV Calw und TV Hohenklingen und ein neuerliches Spektakel wie zuletzt beim 5:4 gegen Meister TSV Pfungstadt erleben wollten. Im Publikum auch der Schweizer Nationaltrainer Oliver Lang und eine eidgenössische Fangruppe, die ihre Augen vor allem auf Raphael Schlattinger richteten. Vielleicht war das der Grund dafür, dass der Calwer Schlagmann zunächst übermotiviert begann und einige Fehler produzierte. „Wir haben aber insgesamt nervös gespielt, auf allen Positionen“, sollte TSV-Trainer Thomas Stoll später über die zwei ersten Sätze berichten, die der Gast zwar knapp, aber verdient gewann. Blieb Durchgang 1 noch weitgehend ein Angabenduell, so entwickelte sich allmählich ein rassiges Spiel, in dem Hohenklingens Ex-Nationalangreifer Michael Krauß dank seiner Routine und Übersicht die entscheidenden Nadelstiche setzte.
„Dann haben wir auf Raphael eingeredet und ihm gesagt: spiel‘ einfach das, was du kannst und bleib‘ locker“, so Abwehrspieler Philipp Kübler, der hinter den Angreifern Schlattinger und Bernd Bodler sowie mit Nick Stoll (Mitte) und Marco Stoll (Abwehr) die Calwer „Starting Five“ bildete. Tatsächlich agierte Schlattinger ab dem dritten Satz wie ausgewechselt und riss einmal mehr die gesamte Mannschaft mit. Die Calwer zeigten nun plötzlich ihr bestes Faustball, während die Gäste kein Mittel mehr fanden, um gegenzuhalten. Alexander Thau, Zweitangreifer des TVH, sowie die Hohenklingener Abwehr kam auch nach der Auszeit bei 0:4-Rückstand nicht ins Spiel, während die Defensive der Gastgeber Krauß‘ lange Bälle immer zuverlässiger entschärfte. Über 6:0, 8:1 und 11:4 verkürzte der TSV Calw auf 1:2 Sätze. Das Publikum erlebte danach ein nervöses Spiel bis zum 5:5, dann setzte sich das Calwer „Löwenrudel“ ab. Eine großartige Rettungstat von Marco Stoll, die im 9:5 mündete, signalisierte, wer nun Chef im Ring war: der TSV Calw.
Der Gastgeber blieb, lautstark angefeuert, obenauf. 5:1 und 7:3 lauteten die Stationen im fünften Satz, auch Bodler punktete nun häufiger und die vom bockstarken Mittespieler Marco Kühner angetriebenen Hohenklingener kamen nur noch auf 11:8 heran. Das Gästeteam gab nicht auf, wohl wissend, dass ein Sieg in Calw die Chancen auf den Klassenerhalt deutlich verbessert hätten. Mit 5:2 gingen sie im sechsten Satz in Führung, aber auch ein Satzball reichte nicht. Schlattinger glich das 9:10 mit einer riskanten Angabe aus, dann zeichnete sich Philipp Kübler mit einem überragenden Abwehrball aus und Calw brachte die 4:2-Satzführung unter.
Bodlers gelungene Blockaktionen und Nick Stolls blitzsaubere Zuspiele auf Schlattinger waren das Erfolgsrezept im letzten Durchgang. So machten die Calwer aus einem 4:5 eine 8:5-Führung. Hohenklingen versuchte in einem intensiven Schlagabtausch alles, ein weiterer Bodler-Block brachte aber den ersten Calwer Matchball und wenige Sekunden später bejubelten die lautstarken Calw-Fans den siebten Sieg im zehnten Spiel. „Jetzt blicken wir in der Tabelle nur noch nach oben“, so Coach Thomas Stoll, der es sicher gern gesehen hat, dass der große TSV Pfungstadt zur gleichen Zeit in Vaihingen/Enz Federn lassen musste und nur noch aufgrund der besseren Satzbilanz vor Calw steht.
Stimmen zum Spiel
Moritz Höckele, Abwehrspieler TV Hohenklingen: „Die Calwer begannen die ersten zwei Sätze nicht so stark, wie sie normalerweise sind. Dann haben sie sich aber gefangen. Für uns war das heute ein sehr wichtiges Spiel. Mal sehen, ob wir noch die Chance bekommen, den Abstieg zu verhindern.“
Philipp Kübler, Abwehrspieler TSV Calw: „Wir sind zu locker in das Spiel gegangen, waren dann unter Druck und wollten zu viel. Dann haben wir die Kurve gekriegt und unsere tolle Bilanz weiter verbessert. Wahnsinn, was wir in dieser ersten Bundesliga-Saison erleben.“
Thomas Stoll, Trainer TSV Calw: „Die Anwesenheit der Schweizer Fans und von Nationaltrainer Oliver Lang war eine Sondersituation für unseren Schlagmann. Wir haben aber insgesamt nicht so konsequent gespielt wie zuletzt. Hohenklingen spielte heute aber auch besser als im Hinspiel, vor allem Michael Krauß. Raphael Schlattinger hat aber überragend dagegengehalten und wir konnten uns auch durch tolle Zuspiele extrem steigern. Nun geht’s nächste Woche nach Mannheim zum TV Käfertal. Die brauchen jeden Sieg, um bei der deutschen Meisterschaft dabei zu sein. Das wird schwer für uns, aber wir werden alles probieren.“
Oliver Lang, Nationaltrainer Schweiz: „In der jungen Calwer Mannschaft herrscht ein toller Teamgeist. Für Raphael Schlattinger ist es gut, so viel Verantwortung übernehmen zu können. Er verfügt über ein tolles Abwehrverhalten und entschied das Match bei Satzball für den Gegner im sechsten Satz mit einer starken Angabe. Er ist ein Schlüsselspieler meiner Nationalmannschaft, wird auch dort mehr Verantwortung bekommen. Ich erhoffe mir von ihm auch, dass er lernt, wie man Deutschland besiegt – zum Beispiel bei der nächsten Europameisterschaft im Sommer in Adelmannsfelden.“
|
|