21.01.2024
220 Zuschauer erleben ein begeisterndes Kampfspiel zweier gieriger Teams: TSV Calw schlägt TV Waldrennach 5:3
Geografisch trennen beide Ortschaften nur 23 Kilometer, in der Tabelle sogar noch weniger. Die Faustball-Männer des TSV Calw und des TV Waldrennach gehen im Gleichschritt ins Bundesliga-Finale. Nur vier Begegnungen haben beide noch zu absolvieren und haben das gleiche Ziel: einen Top-3-Tabellenplatz in der Südstaffel, was der Qualifikation zur deutschen Meisterschaft im westfälischen Hagen (2./3. März) gleichkommt. Entsprechend war Zunder im direkten Duell am Samstagabend. 220 Zuschauer in der Calwer Walter-Lindner-Sporthalle, darunter viele aus umliegenden Vereinen und sogar einige aus der Schweiz, ließen sich den zu erwartenden Kracher nicht entgehen. Sie sollten es nicht bereuen.
TSV Calw – TV Waldrennach 5:3 (11:8, 10:12, 11:8, 11:8, 11:4, 11:7, 7:11, 11:13, 11:7)
2:23 Stunden lang beste Unterhaltung, hochklassiger Sport und spektakuläre Aktionen forderten nicht nur die Akteure auf dem Spielfeld, sondern auch das Publikum. „Da ist schon das Zuschauen Hochleistungssport“, meinte eine sichtlich „geschaffte“ Zuschauerin nach dem fünften Satz, dem vorläufigen Höhepunkt der Begegnung. Was die zehn Mann da an sensationellen Aktionen, langen Ballwechseln, aufopferungsvollem Kampf demonstrierten, sorgte für Begeisterung und langanhaltenden Applaus.
Zunächst hatte sich ein knallhartes Angabenduell der beiden Hauptdarsteller entwickelt. Raphael Schlattinger (Calw) und Michael Ochner (Waldrennach) ließen die gegnerischen Abwehrreihen häufig ins Leere laufen. 1:1 stand es nach zwei spannenden Sätzen. Dann unterliefen Ochner erste kleine Fehler und die Spielzüge wurden länger. Calws Nationalspieler Philipp Kübler warf sich mutig in die Blöcke und „Dozi“ Schlattinger punktete weiter zuverlässig. Dennoch ging es hin und her, der zeitweise für Markus Kraut eingewechselte Jeremy Wuhrer auf TVW-Seite setzte Nadelstiche mit cleveren Kurzbällen. Das Pendel neigte sich aber auf die Seite der Heimmannschaft – erst recht nach dem denkwürdigen Satz, den Calw trotz starker Gegenwehr deutlich gewann.
4:1 führten die Calwer nun „und wir wollten noch vor der zweiten Pause den Sack zumachen, weil auch Raphael Schlattinger nach den kraftzehrenden Ballwechseln immer mehr pumpte“, berichtete sein Mannschaftskamerad Leandro Schmidberger, der ein bärenstarkes Match lieferte, später. Doch der Gegner bäumte sich auf. Schlattinger unterlief in dieser Phase erst sein zweiter Angabenfehler – eine Mega-Quote –, doch die „Waldi“-Abwehr, nun mit Weltmeister Oliver Kraut, Luca Egger und Niklas Ehrhardt, stand ebenso sicher wie auf der anderen Seite Schmidberger, Lukas Gruner und Nick Stoll. Der Anschluss gelang Waldrennach nach einem brachialen Ochner-Service, der im Aus gelandet wäre, hätte Stoll diesem Kracher noch ausweichen können.
Nach der 10-Minuten-Pause der nächste Angriff Calws auf den Sieg. 4:0 führten sie bereits, als das Team von Coach Maier, der häufig die Aufstellung tauschte, wieder herankam und in der Verlängerung nach Abwehr eines Matchballes gewann. Die Entscheidung fiel im achten Satz: Wieder agierten beide Teams auf Augenhöhe, ehe sich Calw nach erneut umkämpften Ballwechseln auf 6:3 und 9:4 absetzte und Schlattinger den insgesamt vierten Matchball nutzte.
Mit dem 5:3 zog der TSV Calw am TV Waldrennach vorbei. Da auch der Tabellenzweite TV Käfertal sein Heimspiel gegen Waibstadt 5:1 gewann und Waldrennach am Sonntag ein 5:3 gegen den TV Vaihingen/Enz erkämpfte, wird der Dreikampf um zwei DM-Startplätze hinter dem souveränen Tabellenführer TSV Pfungstadt noch enger. Käfertal ist Zweiter mit 16:4 Punkten, Calw und Waldrennach folgen mit je 14:6. Das einfachere Restprogramm hat Waldrennach. Am nächsten Wochenende gibt es einen Doppelspieltag, Calw gastiert am Samstag beim Aufsteiger TV Neugablonz und empfängt am Sonntag Käfertal zum nächsten „Endspiel“. Waldrennach trifft zuhause auf den TV Oberndorf und muss nach Pfungstadt.
Es spielten: Raphael Schlattinger, Philipp Kübler, Lukas Gruner, Leandro Schmidberger, Nick Stoll (TSV Calw); Michael Ochner, Markus Kraut, Jeremy Wuhrer, Carsten Scheerer, Luca Egger, Oliver Kraut, Niklas Ehrhardt (TV Waldrennach).
Leandro Schmidberger (Calw) zum Spiel: „Das war das beste Spiel seit langer Zeit. Michael Ochner hat es uns schwer gemacht in der Abwehr mit seinen Wahnsinns-Angaben, die gefühlt bei 19,99 m aufschlugen. Und unfassbar, was Dozi (Raphael Schlattinger) auch heute wieder geleistet hat. Das war allerhöchstes Niveau. Wir waren eine geschlossene Einheit. Ich hatte noch nie so viel Spaß wie in dieser Saison. Ein so geiles Spiel, dieses Höllengetöse in der vollen Halle, das vergisst man so schnell nicht. Jetzt müssen wir am Samstag zum Vorletzten TV Neugablonz, die haben nun Oberndorf geschlagen – wir dürfen sie also auf keinen Fall unterschätzen und nur an unser Sonntagsspiel gegen Käfertal denken.“
Die Hallenrunde auf der Zielgeraden
Mit Käfertal, Calw und Waldrennach kämpfen drei Teams hinter Tabellenführer Pfungstadt (20:0 Punkte) um die Tabellenplätze 2 und 3. Das Restprogramm mit Heim- (H) und Auswärtsspielen (A):
TV Käfertal (2. Platz / 16:4 Punkte / 43:27 Sätze)
Pfungstadt (H), Calw (A), Vaihingen/Enz (H), Neugablonz (A)
Calw (3. / 14:6 / 40:25)
Neugablonz (A), Käfertal (H), Pfungstadt (H), Vaihingen/Enz (A)
Waldrennach (4. / 14:6 / 41:28)
Oberndorf (H), Pfungstadt (A), Neugablonz (H), Waibstadt (A)
Die Tabelle