Mit “Henny” und frischem Schwung

03.11.2023

Die Bundesliga-Faustballerinnen des TSV Calw haben ihre Weltmeisterin zurück und arbeiten in der neuen Hallenrunde auf die deutsche Meisterschaft zuhause hin.

 

Am Sonntag wird die neue und ungewohnt kompakte Bundesliga-Hallenrunde eingeläutet: TSV Calw – SV Energie Görlitz – TV Stammheim (ab 10 Uhr, Walter-Lindner-Sporthalle) und TV Unterhaugstett – TSV Ötisheim – TV Segnitz (ab 11 Uhr, Sporthalle Bad Liebenzell), so lauten die ersten Begegnungen. Bereits in dreieinhalb Monaten stehen die deutschen Meisterinnen fest. Spannend die Frage, welche Vereine neben Gastgeber Calw und den drei Besten des Nordens an der Endrunde in der Hessestadt (17./18. Februar) teilnehmen dürfen. Zwei Plätze sind noch im Süden frei und die Entscheidung fällt vielleicht erst sieben Tage zuvor, am 10. Februar, beim Treffen von TSV Pfungstadt, TV Käfertal und TSV Dennach.

Die erfolgverwöhnten Calwerinnen blicken auf emotionale Monate zurück. Im März eroberten sie in Ötisheim Platz 3 bei der deutschen Meisterschaft. Anschließend musste sich Hauptangreiferin Henriette Schell einer Schulter-OP unterziehen und fiel die komplette Feldrunde aus. Prompt rutschte ihr Team auf einen Abstiegsplatz – und bleibt am Ende, dank des Rückzugs vom TSV Gärtringen, doch erstklassig. Nun herrscht Aufbruchstimmung, denn „Henny“ Schell ist wieder im Training. Ob der TSV wieder an die erfolgreichen letzten Jahre anknüpfen kann, hängt maßgeblich davon ab, wann sein Star wieder zu 100 Prozent belastbar ist.

Die Weltmeisterin und World-Games-Siegerin, die auch in heiklen Situationen auf dem Spielfeld meist kühlen Kopf bewahrt, hat fleißig Aufbautraining betrieben und darf nun wieder vorsichtig an den Ball. Zu viel Eile ist nicht geboten, da Calw als Gastgeber der Meisterschaftsendrunde seinen Startplatz sicher hat. Kapitänin Sandra Janot: „Wir werden von Spieltag zu Spieltag schauen, was möglich ist bei Henny. Das große Ziel ist die DM, dort wollen wir unser Leistungshoch erreichen.“ Dies gelang bei den vergangenen vier Hallenrunden, als sich die Löwinnen zwei Mal Gold (2019 und 2021), einmal Silber (2022) und Bronze (2023) krallten. „Bis dahin wollen wir die Spieltage nutzen, um konstruktiv an Abstimmung, Stellungsspiel, Taktik und Präzision zu arbeiten.“

Gäste beim ersten Heimspieltag sind der TV Stammheim aus Stuttgart und Aufsteiger SV Energie Görlitz. Die Sächsinnen werden die 630 km lange Tour in die Hessestadt sicher nicht unternehmen wollen, um punktlos an die polnische Grenze zurückzukehren. Also Vorsicht, Calw und Stammheim! TSV-Trainerin Melanie Münzenmaier fischt aus einem Pool von acht erfahrenen Spielerinnen. Zwar fällt Laura Flörchinger (Zuspiel) bis Jahresende aus, dafür stehen mit Samantha Lubik, Leonie Pfrommer, Ida Hollmann und Sandra Janot adäquate Defensivkräfte parat. Talent Fanny Hopp gehört ebenso zum Kader und die Erfahrung von Allrounderin Laura Glauner wird einmal mehr in der Angriffsreihe gefragt sein.

 

Top-Favorit TSV Dennach

Zwei DM-Tickets sind im Süden noch zu haben, eines davon ist für den TSV Dennach quasi reserviert. Das Weltklasse-Team kehrte gerade vom World-Tour-Finale in Brasilien zurück (Platz 4) und hat noch eine Woche Verschnaufpause. Spielertrainerin Anna-Lisa Aldinger schöpft aus dem Vollen. „Ich habe den Luxus von 19 Spielerinnen“, sagt die frühere Weltmeisterin. Im Kader gab es einen Tausch von Nationalspielerinnen: Elena Kull wechselt nach Pfungstadt, dafür kommt von dort Maya Mehle nach Dennach. Die zierliche Sportlerin verfügt über große Qualitäten in Mitte und Angriff. Weitere gute Nachricht: Schlagfrau Fenja Stallecker kehrt nach überwundener Kreuzbandverletzung in den Angriff neben der großen Sonja Pfrommer zurück. Klare Sache: in dieser Formation ist Dennach das Maß aller Dinge im Süden. „Unsere Hallenvorbereitung“, so Anna-Lisa Aldinger, „fiel weitgehend aus, aber wir haben das Faustballspielen sicher nicht verlernt.“ Und Sonja Pfrommer ergänzt: „Ich möchte, wie im Vorjahr, im Finale um die deutsche Meisterschaft stehen.“

 

Vieles neu beim TV Unterhaugstett

Um den wahrscheinlich einzig übrigen Platz bei der „Deutschen“ in Calw werden voraussichtlich der TV Segnitz, TSV Pfungstadt und TV Käfertal balgen. Der TV Unterhaugstett, im Vorjahr Vierter, muss nun ohne Pia Neuefeind auskommen. Die schlagstarke Angreiferin wechselt zum Weltklasseverein Union Nussbach (Österreich). Elsa Katz und Alicia Koss pausieren, Anke Philippi unterstützt die zweite TVU-Mannschaft. Nienke Maisch (TV Vaihingen/Enz) stößt in der Abwehr dazu und im Angriff die Nachwuchskräfte Sarah Eckert und Joleen Wenzelsdorfer. Zwei routinierte Konstante führen den durchmischten Kader von Betreuer Frank Lebherz an: Cornelia Musch und Lisa Waldenmaier. Auch die Sauerbrunn-Schwestern Julia (Abwehr) und Vera (Angriff) sowie Nadine Maisenbacher (Mitte) werfen Know-how in die Waagschale. „Wir müssen uns als Mannschaft finden. Die Liga ist diesmal sehr stark, daher ist der Klassenerhalt unser Ziel“, so Julia Sauerbrunn. Klar ist aber auch: der TV Unterhaugstett weiß, wie Bundesliga geht und muss das gegen Vereine wie TSV Ötisheim, TV Stammheim und SV Energie Görlitz, die in der unteren Tabellenhälfte zu erwarten sind, umsetzen.