Löwen erkämpfen wichtigen 5:4-Sieg

01.06.2024

TSV Calw wahrt im Faustball-Krimi gegen den starken TV Vaihingen/Enz seine Chance auf die Meisterschaftsteilnahme

 

In den vergangenen Jahren waren die Duelle zwischen den zwei schwäbischen Bundesligisten meist echte Thriller. Auch dieses Mal wurden die rund 100 Zuschauer, die sich trotz des nasskühlen Wetters den Klassiker nicht entgehen lassen wollten, mit einer rassigen und spannenden Begegnung entschädigt. Nach exakt zweieinhalb Stunden auf dem recht gut bespielbaren und durch den Regen schnellen Rasen stand das Heimteam als Sieger fest – allerdings sah es nicht immer danach aus.

 

TSV Calw – TV Vaihingen/Enz 5:4 (5:11, 15:14, 11:9, 8:11, 8:11, 12:10, 11:9, 5:11, 11:8)

 

Von Beginn an zeigten die Gäste, wofür die Faustballschule des TV Vaihingen/Enz schon ab dem Jugendalter steht: großartige Technik am Ball, nach vorn orientierte Abwehrarbeit, blindes Verständnis, exakte Zuspiele. Und natürlich clevere Abschlüsse der Angreifer Johannes Jungclaussen und Jakob Kilpper, die ebenso wie Zuspieler Jaro Jungclaussen amtierende Weltmeister sind. Das Team von Trainer Markus Knodel ging konzentriert ins Spiel und legte mit einem deutlichen 11:5-Satzgewinn vor.

 

Dann begann das erwartete Duell auf Augenhöhe. Raphael Schlattinger und Markus Kraut (Foto: Roland Wurster) punkteten, Abwehr-Nationalspieler Philipp Kübler und der 17-jährige Ricardo Lebherz grätschten schwierige lange Bälle weg, Lukas Gruner legte sauber vor. Das Spiel zweier Spitzenteams hatte Fahrt aufgenommen, gleichauf ging es in die Verlängerung. Drei Satzbälle wehrten die Calwer nervenstark ab, erkämpften sich dann ihrerseits bei 13:12 und 14:13 zwei Möglichkeiten zum Satzausgleich. Bei 15:14 schaffte es der nervenstarke Schlattinger mit einer unwiderstehlichen Angabe.

 

Wenige Minuten später lagen die Calwer Löwen sogar mit 2:1 Sätzen vorn. Bei 10:9-Ballführung hatte Trainer Thomas Stoll die Auszeit gezogen, um die Hektik aus dem Spiel zu nehmen. Gut so: Schlattinger (Foto: Roland Wurster) vollendete mit einer langen Angabe. Nach der ersten Verschnaufpause aber kamen die Vaihinger so stark zurück wie zu Spielbeginn. Sie führten schnell mit 7:4 Bällen und ließen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Das umgekehrte Bild dann wieder im fünften Durchgang: Calw erarbeitet sich einen Drei-Bälle-Vorsprung. Doch der TVV befreite sich mit starken Abwehr- und Zuspielaktionen, die Johannes Jungclaussen variabel, mal hart, mal zart, veredelte. Vaihingen führte nun mit 3:2. Thomas Stoll wechselte zur Stabilisierung der Abwehr Nick Stoll ein, der auch gleich einige Jungclaussen-Angriffe abfing. Erneut wendete sich das Blatt, Calw glich bei 9:9 aus, wehrte erneut einen Satzball ab. Markus Kraut zum 11:10 und „Dozi“ Schlattinger zum 12:10 sorgten für den 3:3-Satzausgleich.

 

Nach der zweiten zehnminütigen Pause übernahm auf Vaihinger Seite der eingewechselte Schlagmann Andreas Knodel die Angaben, denn das kraftraubende Spiel forderte Tribut. Und erneut marschierten beide Teams miteinander aufs Satzende hin. 9:9 stand es, als Schlattinger eine Angabe erneut eiskalt versenkte und Knodels Antwort in der Leine landete: 4:3 Sätze. Und als die Calwer kurz darauf mit einer 2:0-Führung eröffneten, schien es aufs Ende hinauszulaufen. Aber weit gefehlt, das Wechselbad der Gefühle setzte sich fort. Vaihingen konterte zum 4:4. Mit 5:1 Bällen führte Calw bereits den neunten und letzten Satz an. Dann Hektik: Übertritte von den Angabenschlägern und umstrittene Entscheidungen – Vaihingen punktete fünf Mal in Serie und lag beim letzten Seitenwechsel 6:5 vorn. Doch Calw konterte erneut, und diesmal mit geduldigem und konzentriertem, ja abgeklärtem Spiel, während sich auf Vaihinger Seite ungewohnte Fehler einschlichen. Wenige Minuten später jubelten die Calwer Fans und Spieler.

 

Markus Kraut: „Die Vaihinger standen sehr kompakt trotz der Nässe und es war schwer, zu Punkten zu kommen. Raphael (Schlattinger) hat starke Angaben geschlagen und wenige Fehler gemacht. Das war, zusammen mit unserer kämpferischen Einstellung heute, der Grund für den Erfolg. Wir waren am Ende den entscheidenden Tick besser, weil wir auch nach dem 4:4-Satzausgleich ruhig und konzentriert geblieben sind. So haben wir dieses Fifty-Fifty-Spiel verdient gewonnen. Jetzt haben wir gegen die drei stärksten Gegner der Liga gespielt und können es noch in die Spitzengruppe schaffen. Aber wir müssen weiter konzentriert arbeiten. Entsprechend der Floskel: von Spiel zu Spiel denken.“

 

Trainer Thomas Stoll: „Dieser Sieg war enorm wichtig. So haben wir uns die Möglichkeit offengehalten, bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft dabei zu sein. Nun kommen die vermeintlich schwächeren Gegner, aber wir müssen wachsam bleiben.“