10.02.2024
Die Faustballer des TSV Calw beweisen Qualität und nehmen nach dem Sieg beim TV Vaihingen/Enz erstmals in einer Hallenrunde am Meisterschaftsturnier teil.
Nach 2:20 Stunden und einem Wechselbad der Gefühle war es geschafft: Die Faustball-Männer des TSV Calw bejubelten ihren hart erarbeiteten Sieg beim TV Vaihingen/Enz. Das war der entscheidende Schritt zur Qualifikation für die Endrunde in Hagen und zugleich das i-Tüpfelchen auf eine starke Saison.
TV Vaihingen/Enz – TSV Calw 3:5 (11:9, 11:8, 7:11, 6:11, 7:11, 11:7, 6:11, 1:11)
Die Belohnung nach ihrer stärksten Hallenrunde seit dem Aufstieg 2017 mussten sich die „Löwen“ erkämpfen. Sie reisten in Bestbesetzung an, also auch mit Philipp Kübler (Zweitschlag) und Nick Stoll (Zuspiel), die in diesem Winter mehrmals beruflich verhindert waren. Raphael Schlattinger übernahm als Schlagmann die Hauptrolle, in der Abwehr standen Leandro Schmidberger und Lukas Gruner. Auf der anderen Seite hatte sich Weltmeister-Schlagmann Johannes Jungclaussen nach mehrmonatiger Pause schon beim Aufwärmen gezeigt, saß aber wie erwartet auf der Bank – zumindest vorerst. Dennoch gelang es den Calwern in den Sätzen 1 und 2 nicht, deutliche Führungen ins Ziel zu bringen. Jeweils nach 7:4-Führung stockte der Motor.
Zeigte einmal mehr eine starke Leistung: Philipp Kübler (rechts) blockt TVV-Weltmeister Jakob Kilpper. Foto: Lars Neumann
„Wir hatten einfach die Hosen voll und schafften es nicht, Stimmung auf den Platz zu bringen“, räumte Schlattinger später ein. Er trug allerdings selbst mit ungewohnter Fehlerquote zum 0:2-Satzrückstand bei, hatte gegen die hervorragende Abwehr mit den Jungclaussen-Brüdern Jaro und Jacob sowie Andreas Maurer manchmal das Visier falsch eingestellt. Trainer Thomas Stoll: „Wie wir uns dann aber aus dem Tief herausgezogen haben, das zeigte die große Qualität in unserer Mannschaft.“ Der TSV übernahm das Zepter, ging 6:0 Bälle in Führung und schaffte vor der Pause den 1:2-Satzanschluss.
In der Folge dominierten die Calwer, ehe im fünften Durchgang die Karten neu gemischt wurden. Calw führte mit 8:5 Bällen, als der Vaihinger Maurer verletzt rausmusste. Jakob Kilpper rückte auf die vakante Position und überraschend gab Nationalspieler Johannes Jungclaussen – der nach Schulter-OP im letzten Herbst vor einer Woche in der Abwehr aushalf – sein Comeback als Schlagmann. Mit einem Angabenpunkt auf Schlattinger führte sich der Weltmeister ein. Kurz darauf krümmte sich der Schweizer Nationalspieler im Calwer Trikot vor Schmerzen, er war nach einer Rettungsaktion aufgrund missglückten Zuspiels auf den Rücken gefallen. Der Schrecken hielt glücklicherweise nur kurz an, Calw führte 3:2.
Dann wieder ein Stimmungswandel: Allrounder Jakob Kilpper, einer von drei Weltmeistern im Vaihinger Trikot, wechselte in die Abwehr. Johannes Jungclaussen übernahm das Zepter und bei 3:3 war alles wieder offen. Doch als die Vaihinger Fans sich schon auf das spannende Finale freuten und der Calwer Anhang Schlimmes befürchtete, zeigte der TSV Calw eine starke Reaktion. Der bis dahin ungewohnt unsichere Schmidberger agierte immer besser, Nick Stoll hatte das Zentrum im Griff und Gruner spielte sauber zu. Da auch Philipp Kübler, am Zweitschlag wieder stark gefordert, weiterhin ohne Fehler blieb und Schlattinger mit Prellern öfter durchkam, neigte sich das Pendel auf die Gäste-Seite. Am Ende ging bei Vaihingen auch mit „Hanni“ Jungclaussen nicht mehr viel. Der TSV Calw zog sein Ding geduldig und souverän durch und gewann verdient nach einem spannenden, wenn auch nicht hochklassigen Spiel.
In der Tabelle der Südstaffel schließt Calw hinter dem ungeschlagenen TSV Pfungstadt und dem punktgleichen TV Käfertal als Dritter ab – vor dem TV Waldrennach, dem sein 5:4-Zittersieg beim Tabellenletzten TV Waibstadt nichts mehr einbrachte. In Hagen/Westfalen trifft der TSV Calw am 2. März auf Weltpokalsieger TSV Pfungstadt und den Zweiten der 1. Bundesliga Nord, den VfK Berlin.
Thomas Stoll: „Nick Stoll war letzte Woche noch krank und kam, wie Leandro Schmidberger, angeschlagen nach Vaihingen. Wir haben aber wieder unsere Qualität gezeigt: dass wir uns aus einem Tief herausziehen und super steigern können. Nach dem 0:2-Satzrückstand habe ich dazu animiert, mit breiter Brust aufzutreten und im Angriff mehr zu riskieren, denn mit Halbgas kommst du in Vaihingen nicht zum Erfolg. Nun fahren wir zur deutschen Meisterschaft, da ist jedes Spiel – außer gegen Topfavorit TSV Pfungstadt – ein 50:50-Spiel. Wir werden Berlin schlagen müssen, um am Sonntag im Halbfinale zu stehen.“
Raphael Schlattinger (links / Foto Lars Neumann): „Wir hätten die ersten Sätze nach deutlicher Führung eigentlich gewinnen müssen, aber wir – vor allem auch ich – waren sehr angespannt. Dann haben wir aufgedreht, mehr auf Schuss zugespielt. Als Hanni (Johannes Jungclaussen) reinkam, wurde es noch mal eng. Diese Begegnung hat uns wieder klar gemacht, zu was wir fähig sein können. Und Leandro hat nach seinen Fehlern gezeigt, was möglich ist, wenn man trotzdem immer positiv bleibt.“