31.12.2024
Im Interview spricht der Kapitän des TSV Calw über Favoriten, Erwartungen und alte Bekannte beim Faustball-Champions-Cup in Calw.
Raphael Schlattinger ist der unbestrittene Anführer der Calwer Bundesliga-Faustballer. 89 Länderspiele für die Schweiz stehen im Portfolio des 31-jährigen Linkshänders, der in Dozwil am Südufer des Bodensees aufgewachsen ist und mit seiner Frau Lisa und zwei Kindern in Altburg lebt. Mit dem TSV Calw, dem er seit 2016 angehört, wurde er vor zehn Monaten in Hagen deutscher Vizemeister. Das bedeutete zugleich die Europapokal-Qualifikation.
Der TSV Calw steht vor seiner ersten Teilnahme am EFA Champions Cup, nur der Mannschaftsführer kann schon mehr Erfahrung vorweisen…
Ja, ich habe schon mit meinem früheren Verein SVD Diepoldsau-Schmitter im Champions Cup Bronze gewonnen.
Welche weiteren Meilensteine zieren die Schlattinger-Erfolgsgeschichte?
„Ich habe den Schweizer Nationalteams seit der U18- und U21-Altersklasse angehört, wurde Europameister und in Argentinien Vize-Weltmeister. Bei den World Games im polnischen Wroclaw und in Alabama/USA haben wir jeweils Silber mit heimgebracht. Mit Diepoldsau war ich mehrmals Schweizer Meister, auch mit dem TSV Calw sind einige Erfolge gelungen: Als Aufsteiger 2018 Platz 3 bei der deutschen Meisterschaft, Platz 2 in der Halle 2024…“
… und 2019 der Triumph beim IFA-Pokal, gewissermaßen der UEFA-Pokal des Faustballs…
„Eine tolle Überraschung, weil wir Calwer als Nachrücker in dem Feld von acht Mannschaften mehrere stärker eingeschätzte Gegner und im Endspiel auch Favorit FB Widnau besiegen konnten. Unvergesslich.“
Als Vizemeister habt ihr das Ticket zum Champions Cup gezogen und der TSV hat sich gleich als Ausrichter beworben.
„Das Turnier in Hagen war ein super Erlebnis. Ich bin stolz darauf, dass wir das geschafft haben und dass wir den Champions Cup als Ausrichter stemmen. In Calw haben wir immer gute Veranstaltungen auf die Beine gestellt und ich bin überzeugt, dass wir das erneut hinkriegen. Ich hoffe, viele Zuschauer kommen, um uns Sportler anzufeuern und hochklassigen Faustball zu erleben.“
Ist der Termin zwischen den Feiertagen problematisch?
„Eigentlich nicht, abgesehen davon, dass potenzielle Zuschauer und Helfer im Skiurlaub sind. Wir Sportler hatten ein bisschen Pause, das war gut. Man hat im Dezember gemerkt, dass bei uns die Luft draußen war. Nun sind wir alle wieder frisch und werden gut vorbereitet sein.“
Losfee Nadine Maisenbacher vom TV Unterhaugstett hat dem TSV Calw einen alten Bekannten als Halbfinalgegner beschert.
„Wir sind natürlich froh, dass wir nicht gleich auf den TSV Pfungstadt treffen. Aber aufgepasst – mein früherer Verein SVD Diepoldsau-Schmitter ist nicht ohne Grund Schweizer Meister. Ein starkes Team, ich sehe die Chancen bei 50:50. In der Halle haben wir nie gegeneinander gespielt. Unser Gegner ist unbequem mit dem früheren Offenburger Sven Muckle, einem großen, typischen Hallenschlagmann. Die spielen ihm aus sechs Meter auf Schuss zu. Die Angaben von meinem früheren Kameraden Christian Lässer sind ebenfalls sehr unbequem. Auch mein bester Kumpel Malik Müller, ebenfalls langjähriger Nationalspieler, steht uns gegenüber.“
Dennoch muss das Ziel die Finalteilnahme sein, oder?
„Auf jeden Fall. Wir haben den Heimvorteil und hoffentlich das Publikum hinter uns. Für meine Mannschaftskameraden ist es wichtig, gut in das erste Spiel zu kommen und die Nervosität schnell abzulegen.“
Wer sind die Titelfavoriten?
„Im anderen Halbfinale treffen mit Pfungstadt und Vöcklabruck zwei Schwergewichte aufeinander. Ich kann mir vorstellen, dass die Österreicher es dem deutschen Meister schwer machen. Auch wenn man spürt, dass die Pfungstädter älter werden, haben sie weiter eine große Klasse und sind Topfavorit. Bei den Frauen wird Freistadt mit der Brasilianerin Cecilia Jaques ein Wörtchen mitreden.“
Was steht nach dem Champions Cup im Kalender?
„Am 11. Januar das Achtelfinal-Hinspiel um die deutsche Meisterschaft, zuhause gegen den Berliner TS, eine Woche später das Rückspiel. Ich war noch nie in Berlin und freue mich darauf. Nach der Hallenrunde folgen Lehrgänge mit der Nationalmannschaft, eine kompakte Bundesliga-Feldrunde und im August die World Games im chinesischen Chengdu.“