15.07.2022
Überragende Leistungen der Löwen bei den World Games
Einsatz für Philipp Kübler. Foto: U.Spille
Gold-Philipp! Müde und happy. Foto: Th.Kübler
Was für ein Turnier bei den World Games, was für ein Faustballfest für die Freunde und Fans des TSV Calw, was für ein unvergessliches Erlebnis für drei Bundesliga-Löwen aus der Hessestadt: Philipp Kübler, Raphael Schlattinger und Henriette Schell reisten nach Birmingham/Alabama, um beim alle vier Jahre stattfindenden, wichtigsten Turnier, in der schwülen Hitze des US-Bundesstaats, Medaillen zu erringen. Die Rückreise treten sie mit der Edelmetall-Maximalausbeute von zweimal Gold und einmal Silber an. Maximal deshalb, weil die deutschen Frauen ihrer Favoritenrolle gerecht wurden und sich Schlattinger auf Seiten der Schweizer „Nati“ und der deutsche Nationalabwehrspieler Kübler im Endspiel gegenüberstanden. Es konnte leider nur einen Sieger geben.
Für Henriette Schell, die 23-jährige Angreiferin im Adlertrikot wie im orangenen TSV-Dress, wurden allerdings nicht alle Träume wahr. Sie hoffte auf möglichst viele Einsätze. Nach ihrem ersten, beim klaren 3:0-Auftaktsieg gegen Neuseeland, aber ließ ein positiver Corona-Test die Hoffnung auf mehr platzen. Turnier vorzeitig beendet. Deutschland unterlag ohne sie anschließend 1:3 gegen Brasilien, zitterte sich aber im Halbfinale unter der Regie der 32-jährigen Dennacherin Sonja Pfrommer gegen den Mitfavoriten Österreich nach zweimaligem Satzrückstand noch zum 3:2-Sieg. Die Schweizerinnen, die in den vergangenen zwei, drei Jahren unübersehbare Fortschritte gemacht haben, überraschten im zweiten Semifinale mit ihrem Sieg gegen die favorisierten Brasilianerinnen.
Nach dem Spiel um Bronze – Brasilien gewann 3:1 gegen Österreich – begann ein wahrer Schaulauf, beste Werbung für den Frauenfaustball bei der World-Games-Premiere. Die Schweizerinnen um Angreiferin Tanja Bognar spielten unbekümmert und fast fehlerfrei, führten sogar mit 2:0 Sätzen, ehe der hohe Favorit, Welt- und Europameister ernst machte. „Susi“ Anna-Lisa Aldinger auf der rechten Abwehrseite, Sonja Pfrommer im Angriff, eine starke Hinrieke Seitz in der Mitte und vor allem Svenja Schröder als Hauptangreiferin übernahmen das Zepter und ließen sich den ersehnten Titel bei der World-Games-Premiere nicht mehr streitig machen: 4:2 (6:11, 9:11, 11:5, 11:5, 11:8, 12:10) für Deutschland – und Henriette Schell konnte das Spiel nur mit Sicherheitsabstand verfolgen. Sie freute sich dennoch und fühlt sich, von Erkältungssymptomen abgesehen, als neue World-Games-Siegerin pudelwohl.
Im Männer-Wettbewerb kam es zum erhofften, aber kaum zu erwartenden Familienduell: der Schweizer Raphael Schlattinger gegen seinen Schwager, den Deutschen Philipp Kübler. Letzterer hatte insbesondere im Halbfinale gegen Österreich (3:1) mit überragenden Abwehraktionen entscheidend zum Finaleinzug beigetragen. Der Eidgenosse, bereits seit zehn Jahren eine Stütze der „Nati“, ackerte, erhechtete Kurzbälle, legte vor, punktete in Angabe oder Rückschlag – in einem Wort: er spielte herausragend. Auf der anderen Seite begeisterte der 24-jährige Philipp Kübler, im dritten Satz beim Stand von 1:1 und 6:8 Bällen Rückstand für den erfahrenen, aber unsicheren Ole Schachtsiek eingewechselt, mit erfolgreicher Schwerarbeit. Mit ihm kam die Wende in dieser Begegnung. Philipp deckte die schwierige Seite hinter Deutschlands Nummer 1 Patrick Thomas zuverlässig ab.
Im dritten Satz war die Schweiz drauf und dran, mit 2:1 Sätzen in Führung zu gehen, doch der letzte Ball der Verlängerung ging zum 15:14 an Deutschland. Auch in der Folge spielte „Dozi“ Schlattinger eine herausragende Rolle, aber die deutsche Fünf drehte auf und ließ der Schweizer Defensive kaum noch Abwehrchancen. Am Ende gewann der Favorit aus Deutschland klar, aber hart erkämpft, mit 4:1 Sätzen (11:5, 4:11, 15:14, 11:8, 11:6). Raphael Schlattinger zeigte das vielleicht beste seiner über 70 Länderspiele. Für Philipp Kübler ist der Triumph nach seinen Länderspieleinsätzen Nummer 6 bis 9 natürlich ein überragender Erfolg, der sich nur mit weiteren Turniersiegen toppen lässt – zum Beispiel 2023, bei der Weltmeisterschaft in Mannheim. Ob es dort wieder zum Schwagerduell kommt…?