17.02.2024
Wie stark war das denn? Die Calwer Löwinnen besiegen zunächst ihre anfängliche Nervosität, dann den Ohligser TV und später Titelverteidiger und Weltpokalsieger TV Jahn Schneverdingen – jeweils klar mit 3:0. Im Sauseschritt zogen sie ins Halbfinale am Sonntag ein. „Das war ein Bilderbuchstart in die Meisterschaft zuhause“, freute sich Samantha Lubik, die in der Mitte zwei ganz starke Spiele ablieferte, am Samstagabend nach getaner Arbeit. Ein Sonderlob hatte sich vor allem auch Angreiferin Henriette Schell verdient. Nach ihrer halbjährigen Verletzungspause mit Schulter-Operation und nur allmählicher Aufbauphase in dieser Hallenrunde ist die Weltmeisterin und World-Games-Siegerin nun fast wieder bei 100 Prozent. Sie wurde in beiden Spielen der Calwerinnen am Samstag von der Jury zum „Player of the Match“ gewählt.
TSV Calw – Ohligser TV 3:0 (11:9, 12:10, 11:7)
Vor vollbesetzten Tribünen mit über 500 Zuschauern im Hexenkessel Walter-Lindner-Sporthalle lief es für den DM-Gastgeber Calw zunächst jedoch gar nicht rund. Gleich bei der ersten Kurz-Angabe von OTV-Schlagfrau Kaja Hutz krachten die Calwer Angreiferinnen Henriette Schell und Laura Glauner beim Rettungsversuch zusammen. Zum Glück war nichts passiert, beide konnten weiterspielen. Die „Löwinnen“ wirkten aber fahrig und nervös, lagen schnell mit 2:6 Bällen hinten. Doch nach einer Auszeit steigerten sie sich deutlich, holten Ball um Ball auf und sichert sich den wichtigen ersten Satzgewinn.
Der Ohligser TV setzte nun auf die großgewachsene Angreiferin Jaqueline Börste, führte nach ausgeglichenem Satzverlauf plötzlich mit 10:8 – und konnte den Ausgleich doch nicht holen. Vier Punkte von Calw, drei davon durch Henny Schell, sorgten für den 2:0-Vorsprung der Schwarzwälderinnen gegen die Westfälinnen aus dem Solinger Stadtteil Ohligs. Die Gäste haben dann kein Mittel mehr gegen die vor Spielfreude sprühende Heimmannschaft. Für den Ohligser TV war damit die Meisterschaft schon beendet und Calw war bereits mit diesem Sieg im Halbfinale.
Neben Samantha Lubik, die in der Mitte durch pfeilschnelle Sprints und tolle Abwehraktionen glänzte, zeichneten sich auch die Defensivspielerinnen Leonie Pfrommer und Ida Hollmann vor den Augen von Bundestrainerin Eva Krämer aus. Henriette Schell dominierte die Begegnung und hatte mit Laura Glauner eine solide und vielbeschäftigte Zweitschlägerin als Support.
TV Jahn Schneverdingen – TSV Calw 0:3 (4:11, 10:12, 4:11)
Bevor der TSV Calw auf den Weltpokalsieger, Titelverteidiger und Top-Favoriten auf die Meisterschaft – die „Heidschnucken“ aus Schneverdingen – traf, hatte es bereits den TSV Dennach erwischt. In der ausgeglichenen Gruppe B unterlagen die „Pink Ladies“, denen man einen Finaleinzug zutrauen musste, dem Südmeister TV Segnitz und Ahlhorner SV jeweils mit 1:3 Sätzen.
Die Calwerinnen hingegen zeigten sich in ihrem zweiten Spiel gegen den ebenfalls vorzeitig im Halbfinale stehenden Titelverteidiger TV Jahn Schneverdingen von Beginn an auf der Höhe – und es ging um den Gruppensieg als Motivationsschub für die Medaillenentscheidungen am nächsten Tag. In der rechten Abwehr zeigte sich nun Kapitänin Sandra Janot von ihrer besten Seite, Ida Hollmann rückte nach links. Erneut hielt Samy Lubik die Mitte dicht. Der TV Jahn zeigte sich sichtlich überrascht von der Stärke der Calwerinnen und konnte nur im zweiten Satz Gegenwehr leisten. Doch wenn es drauf ankam, war Henriette Schell zur Stelle. Im letzten Satz wechselte Trainerin Melanie Münzenmaier Laura Flörchinger ein, um eine neue Variante auf höchstem Niveau auszuprobieren. An der Dominanz des TSV Calw änderte sich nichts.
„Eigentlich gibt es die ungeschriebene Regel, dass man nicht zwei Mal den gleichen Player of the Match auszeichnet, aber Du hast der Jury keine andere Wahl gelassen“, meinte Hallenmoderator Christian Gillmann im Siegerinterview mit Henriette Schell. Die hatte sich ihre neuerliche Auszeichnung samt Sektflasche redlich verdient. Geöffnet werden die Pullen natürlich erst am Sonntag – am liebsten, wenn eine Medaille um den Hals baumelt.
Stimmen zum Samstag
Samantha Lubik: „Das war ein Bilderbuchstart in die deutsche Meisterschaft zu Hause. Anfangs haben wir mit großer Nervosität gekämpft vor diesem Riesenpublikum. Nach dem 2:6-Rückstand hat die Auszeit gut getan, jeder hatte bereits seine ersten Ballberührungen gehabt und wir konnten neu starten. Das haben wir richtig gut gemacht und dann ist es einfach nur noch super gelaufen.“
Trainerin Melanie Münzenmaier: „Gegen den Ohligser TV waren wir vor der großen Kulisse zuhause anfangs sehr nervös, aber wir haben uns mit einer starken Mannschaftsleistung reingekämpft. Vor dem Turnier hatten wir nicht so recht gewusst, wo wir stehen. Als wir 2:6 zurücklagen, haben wir das gut weggesteckt und uns einfach immer auf den kommenden Ball fokussiert. Henny (Henriette Schell) war richtig gut und Samy (Samantha Lubik) stark in der Mitte, auf der Linie und im Zuspiel. Gegen Schneverdingen ging es um nichts, aber wir wollten den Schwung aus dem ersten Spiel mitnehmen. Später konnten wir ein wenig ausprobieren mit Laura Flörchinger vorn. Am Sonntag gilt’s und es geht wieder bei Null los.“
Die Ergebnisse vom Samstag
TV Jahn Schneverdingen – Ohligser TV 3:1 (7:11, 11:5, 14:12, 12:10)
TV Segnitz – TSV Dennach 3:1 (11:8, 9:11, 11:8, 11:7)
TSV Calw – Ohligser TV 3:0 (11:9, 12:10, 11:7)
Ahlhorner SV – TSV Dennach 3:1 (11:7, 7:11, 12:10, 11:9)
TV Jahn Schneverdingen – TSV Calw 0:3 (4:11, 10:12, 4:11)
TV Segnitz – Ahlhorner SV 3:2 (10:12, 6:11, 11:9, 11:3, 11:5)
Die Halbfinalspiele am Sonntag
TSV Calw – Ahlhorner SV
TV Segnitz – TV Jahn Schneverdingen
Alle Informationen zu den Spielen auf www.faustball.de