Furiose Calwer gewinnen Aufsteigerduell / Frauen mit weißer Weste

19.11.2017
Männer begeistern beim klaren 5:1-Sieg gegen Hohenklingen
Löwinnen überzeugen im Allgäu mit sicheren 3:0-Erfolgen



"Man of the Match" in Knittlingen: Nick Stoll (und sein Team) überzeugte.
 

Prächtige Stimmung im Allgäu beim SV Tannheim: Der Verein, der die vorjährige Hallenrunde mit starken 16:16 Punkten abschloss und in dieser Saison mit zwei Siegen (gegen TV Unterhaugstett und TV Obernhausen) optimal startete, erhielt vor wenigen Tagen den Zuschlag als Ausrichter der deutschen Meisterschaft am 3./4. März. Durch den damit verbundenen Startplatz in der heimischen Sporthalle Rot an der Rot steht der SVT als erster Teilnehmer der Endrunde fest. Einzige Bedingung: nicht absteigen!

Zunächst aber stand am Sonntag Bundesliga-Alltag auf dem Programm: Tannheim empfing den TSV Calw und Aufsteiger TV Stammheim zum Dreier-Vergleich. Während gegen Südfavorit Calw von Beginn an die Hoffnung auf eine Sensation gering war, wollten die Allgäuerinnen gegen die Stuttgarterinnen zwei Punkte auf dem Bundesligakonto gutschreiben. Doch das ging gehörig schief: Der Aufsteiger aus der Landeshauptstadt entführte beim 1:3 (7:11, 8:11, 11:5, 7:11) zwei Punkte, Tannheim fällt ins Tabellen-Mittelfeld zurück. Nur TV Eibach (10:2 Punkte) und Calw (8:0) liegen deutlich im Plus.

SV Tannheim – TSV Calw 0:3 (6:11, 11:13, 7:11)
TSV Calw – TV Stammheim 3:0 (11:7, 11:5, 11:7)

 

Das kleine Kraichgau-Städtchen Knittlingen ist für drei Dinge bekannt: Als angeblicher Geburtsort des berühmten Alchimisten Dr. Johann Georg Faust, als Gründungsort der Schlagermusikgruppe „Die Flippers“ und für guten Faustballsport. Den bekamen die Zuschauer am Samstag, beim Duell der Bundesliga-Aufsteiger TV Hohenklingen und TSV Calw, auch zu sehen. Allerdings vor allem durch den Gast von der Nagold. Die TSV-Männer beendeten mit einem 5:1-Paukenschlag eine Serie von fünf Niederlagen in den letzten zwei Jahren gegen Hohenklingen und nahmen eine weitere kleine Etappe zum Ziel Klassenerhalt.

TV Hohenklingen – TSV Calw 1:5 (7:11, 3:11, 5:11, 11:8, 6:11, 6:11)
Hohenklingens Rückkehrer Alexander Thau fehlte (Auslandsaufenthalt), und so trat der TVH in der erfolgreichen Besetzung der vergangenen zwei Jahre an. Mit Star-Angreifer Michael Krauß und dem kaum minder erfahrenen Spielertrainer Markus Schweigert im Angriff, dem starken Mittespieler Marco Kühner sowie Patrick Schneider und Bastian Dangel. Der Gastgeber setzte also auf die Routine einer Fünf mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren. Calws Trainer Thomas Stoll konnte wieder aus dem Vollen schöpfen und stellte das Team auf, das den Premierensieg gegen Vaihingen/Enz (5:4) eingefahren hatte: Mit Bernd Bodler und dem Schweizer Nationalspieler Raphael Schlattinger (Schlag), Nick Stoll (Mitte), Philipp Kübler und Marco Stoll.

Die Stimmung der heimischen Fans unter den rund 150 Zuschauern stieg, als Hohenklingen 4:1 in Führung ging. Krauß eröffnete gewohnt stark, Schneider holte Schlattingers Angaben artistisch raus und Calws Kübler tauchte unter zwei Diagonalbällen durch. Dann setzte Schlattinger sein zuletzt so druckvolles, aber auch sehr sicher gewordenes Angriffsspiel um. Mit einem sensationellen Trickball und dem fünften Punktgewinn in Serie brachte er die Calwer in Führung (6:4) und nervte den Gegner mit unterschnittenen Angriffen. Kübler und Marco Stoll widerstanden sicher Krauß‘ Angriffen und der TSV brachte den ersten Satz überraschend locker über die Bühne (11:7).

Wer nun glaubte, der TVH würde die Schlagzahl erhöhen, sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Der Gast aus Calw spielte sich in einen Rausch und drückte dem Favoriten sein Spiel auf. Vor allem Nick Stoll überzeugte mit Klasse-Paraden und blitzsauberen Zuspielen. Wurde Schlattinger neutralisiert, so punktete Bodler – mal lang, mal kurz oder mit starken Blockaktionen gegen Krauß und Schweigert. Krauß wirkte zuweilen ratlos, denn auch seine Kurzbälle kratzten Schlattinger, Bodler oder Nick Stoll vom Boden. Calw gewann Satz 2 souverän mit 11:3. Auch im dritten Durchgang – Hohenklingen wechselte U18-Auswahlspieler Moritz Höckele für Dangel ein – blieb die Partie einseitig: 11:5, der TSV Calw führte nach nur 27 Minuten mit 3:0 Sätzen. „Wenn die Calwer weiter so aufdrehen, sehen wir kein Land“, brummte ein TVH-Fan beim Pausen-Schorle.

Satz 4 begann mit einem Schlagabtausch bis zum 4:4, ehe zwei unglückliche Entscheidungen die Calwer aus dem Tritt brachten. Hohenklingens Höckele holte schwere Bälle heraus, sein Team punktete bis zum 9:4, Calw kam nur noch bis zum 10:8 heran und der Gastgeber verkürzte auf 1:3 Sätze. Im fünften Durchgang führte Hohenklingen erneut (6:4), doch die Hoffnungen des Heimpublikums auf eine Wende wurden schnell gedämpft. Calw fand ins Spiel zurück, holte sieben Punkte in Folge zum 11:6. Im sechsten Satz unterlief Bodler mit einem Ausball sein erster und einziger Fehler, den er in der Folge mit starken Aktionen mehrfach wieder gut machte. Marco Stoll hielt Schlattinger den Rücken frei und ein weiterer Bodler-Block entschied die einseitige Partie nach kaum über einer Stunde.

„Nach dem Rückstand zu Beginn sind wir sehr gut ins Spiel gekommen“, resümierte Nick Stoll, für viele der „Man of the match“. Das sichere Spiel auf Calwer Seite sei das Erfolgsrezept gewesen, „deshalb musste Krauß mehr riskieren und machte überraschend viele Fehler“, so Stoll. Die Pause nach der 3:0-Satzführung aber habe seinem Team nicht gutgetan. „Unterbewusst schaltet man vielleicht einen Gang zurück, aber wir sind mit einer erneuten Steigerung zurückgekommen. Ich habe es mir nicht so einfach vorgestellt, schließlich waren wir hier nicht der Favorit auf den Sieg.“

Der TSV Calw steht nach dem starken Saisonstart in der oberen Tabellenhälfte, doch Thomas Stoll warnt: „Wir blicken trotzdem nach unten, denn in dieser Runde kann vieles geschehen. Aber was ich heute sah, war absolut überzeugend, eine überragende Leistung aller Spieler, die körperlich fit, schnell und agil sind. Uns kam auch entgegen, dass die Zuspiele auf der anderen Seite oft zu niedrig kamen und Michael Krauß ungewohnte Fehler zuließ. Für uns sind dies jedenfalls zwei unerwartete Punkte und wir können am nächsten Samstag in der Walter-Lindner-Halle gegen TV Käfertal etwas befreiter aufspielen.“ Die Begegnung gegen das Team aus Mannheim steigt um 19 Uhr.