05.08.2018
Die kleine, aber feine Faustball-Europameisterschaft der U21-Männer mit Gastgeber Schweiz, Favorit Österreich und Titelverteidiger Deutschland sah drei Mannschaften auf Augenhöhe und dementsprechend spannende Begegnungen. Philipp Kübler, der 20-jährige Bundesliga-Abwehrspieler des TSV Calw, gehörte über das gesamte Turnier der Startformation von Bundestrainer Hartmut Maus an und sollte das Vertrauen mit starken Aktionen und kämpferischen Einlagen durchweg rechtfertigen.
Eingebettet in das traditionsreiche internationale Obersee Masters in Jona, nutzten die Schweizer die Euphorie des Heimvorteils und gewannen in der Vorrunde überraschend 3:2 gegen Österreich. Auch Deutschland besiegte im Anschluss die Austria-Fauster – nach Sätzen deutlich, aber in den Ergebnissen knapp mit 3:0 (13:11, 15:14, 11:8). Danach folgte das Highlight des Vorrunden-Freitags vor vollen Zuschauerrängen, der Vergleich Deutschland – Schweiz: Die Eidgenossen legten mit hohem Tempo und schnörkellosem Angriffsfaustball vor (8:11, 7:11), dann drehte das Team Germany auf und glich nach Sätzen aus (11:7, 11:4). Im entscheidenden Durchgang lag Deutschland bereits 1:5 hinten, ehe der zwischenzeitlich ausgewechselte Philipp Kübler wieder aufs Feld kam und der Defensive die verloren gegangene Souveränität zurück gab. So lief auch die Angriffsmaschine wieder auf Touren, Deutschland holte Ball um Ball auf und in der Verlängerung behielten die Männer in den grünen Trikots mit 12:10 die Oberhand. Der Finaleinzug war gesichert. Bei den Schweizern war danach hingegen die Luft raus in der Hitze von Jona, sie verloren direkt im Anschluss 1:3 gegen Österreich.
Im Finale vor mehreren Hundert Fans auf dem Center Court lief erneut Philipp Kübler in der Startformation auf und mit ihm Jakob Kilpper (TV Vaihingen/Enz), Johannes Jungclaussen (TSV Pfungstadt) und im Angriff Rouven Kadgien (VfL Kellinghusen) sowie der erst 18 Jahre alte Hauke Rykena (TV Brettorf). Drei Mal hatten sich in den letzten EM-Endspielen (u.a. 2017 in Calw) Deutschland und Österreich gegenübergestanden, jedes Mal gewann Deutschland mit 3:2. Diesmal aber übernahm der Favorit aus Österreich mit seinem herausragenden Schlagmann Martin Pühringer (Union Tigers Vöcklabruck) von Beginn an die Regie und gab das Zepter nur im zweiten Durchgang kurz aus der Hand. Zwischenzeitlich mussten die Deutschen einen Schock verdauen: Der Vaihinger Kilpper kugelte sich bei einer Abwehraktion die Schulter aus und schied aus.
In der Folge standen die Abwehrreihen auf beiden Seiten im Mittelpunkt und lieferten sich und dem begeisterten Publikum spektakuläre Rettungsaktionen. Doch gegen die offensiv auftrumpfenden Österreicher sollte das deutsche Team in der Folge keine Siegchance mehr bekommen. Die Rotweißroten gewannen verdient Gold, erstmals seit 2003. „Aus meiner Sicht war dieses Finale U21-Faustball von über 130 Prozent. Wir haben das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht“, so Trainer Hartmut Maus später.
Philipp Kübler zieht Bilanz: "Diese U21-Europameisterschaft war schon richtig klasse. Aufgrund des Obersee Masters waren sehr viele Zuschauer dabei, die Stimmung war einfach super. Gut, dass wir das Spiel gegen die überraschend starken Schweizer knapp gewonnen hatten, sonst hätte uns die Luft im Ausscheidungsspiel gegen Österreich gefehlt und wir wären vielleicht gar nicht ins Endspiel gekommen. Österreich hat verdient das Turnier gewonnen, sie sind in der Abwehr annähernd so stark wie wir, aber im Angriff einfach besser besetzt. Für mich war das nach der U18-Europameisterschaft 2015 mit Gold und jetzt Silber bei der U21 ein toller Abschluss im Nationaltrikot."
U21-Europameisterschaft, Männer, in Jona
Vorrunde Schweiz-Österreich 3:2 (8:11, 11:8, 6:11, 11:8, 12:10), Deutschland-Österreich 3:0 (13:11, 15:14, 11:8), Deutschland-Schweiz 3:2 (8:11, 7:11, 11:7, 11:4, 12:10). Qualifikationsspiel Österreich-Schweiz 3:1 (6:11, 11:7, 12:10, 11:6). Finale Deutschland-Österreich 1:4 (9:11, 11:5, 5:11, 7:11, 8:11). Gold: Österreich, Silber: Deutschland, Bronze: Schweiz.
|
|