Bronze gewonnen!

07.03.2023

TSV Calw zeigt denkwürdige Leistungen bei der DM-Endrunde in Ötisheim

Die Schulterschmerzen von Calws Schlagfrau Henriette Schell waren förmlich spürbar für die jeweils über 500 Zuschauer, am Samstag und Sonntag in der pickepackevollen Öläcker-Sporthalle von Ötisheim. Die Nationalspielerin biss sich durch alle vier Spiele bei der DM-Endrunde am Wochenende durch – 18 Sätze lang. Und am Ende gab es Bronze zur Belohnung. Die vierte Medaille in Folge nach Gold, Gold und Silber bei den vier vergangenen Meisterschaften aber kam nur zustande, weil die Löwinnen des TSV Calw als „Gesamtrudel“ durchweg rasante Vorstellungen boten.

Vorrunde, 1. Spiel: TSV Calw – TV Jahn Schneverdingen 2:3 (11:4, 3:11, 8:11, 11:6, 7:11)

Mit Sandra Janot und Leonie Pfrommer (Abwehr), Laura Flörchinger (Mitte), Henriette Schell und Laura Glauner (Schlag/Foto: DFBL) gingen die Löwinnen ihre 23. Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft an. Und sie legten los wie die Feuerwehr, ließen im erwartet packenden Duell – beide Teams standen sich bei den letzten zwei Endrunden vier Mal gegenüber (je zwei Siege) – den „Heidschnucken“ zunächst keine Luft zu Atmen. Im zweiten und dritten Satz drehten die Nordlichter und Titelverteidigerinnen den Spieß aber um, gestärkt mit Selbstvertrauen aus dem 3:1-Sieg zuvor gegen Nord-Meister Ohligser TV. Die Rotweißen, mit der erfahrenen Aniko Müller und der jungen Wilden Helle Großmann im Angriff sowie mit den Weltmeisterinnen Laura Kauk und Luca von Loh in der Abwehr hervorragend besetzt, kamen auf Touren. Doch im vierten Satz zeigten die Löwinnen ihre Zähne – ein Fanal für diese DM. Calw konnte ausgleichen und führte 4:2 im fünften Durchgang, dann aber gelang Schneverdingen alles, den Calwerinnen fehlten die Kräfte um gegenzuhalten.

Vorrunde, 2. Spiel: Ohligser TV – TSV Calw 1:3 (11:8, 9:11, 8:11, 9:11)

Wie schon zuvor gegen Schneverdingen, so legte der Solinger Stadtteil-Verein Ohligser TV auch gegen Calw ein sensationelles Starttempo los. Die Schlagfrauen Kaja Hutz und Katja Hofmann zielten genau und variierten – und so standen die Calwerinnen im entscheidenden Spiel um den Halbfinaleinzug nach Satz 1 unter Zugzwang. Trainerin Melanie Münzenmaier und „Co“ Raphael Schlattinger entschieden sich für eine taktische Änderung, die Früchte tragen sollte: Um Henriette Schell bei den Kurzbällen zu entlasten, stellten sie ihr Laura Flörchinger zur Seite. Deren zentrale Position übernahm fortan Samantha Lubik. Der Plan ging auf: Flörchinger und Lubik sprinteten nach den Kurzen, Sandra Janot deckte ihre Seiten sicher ab und Leonie Pfrommer pendelte im Laufschritt zwischen linker Abwehrseite und Zweitschlag hin und her. Auch Henriette Schell konnte sich stärker in Szene setzen. Die Calwer Fans waren nach dem Halbfinaleinzug nicht mehr auf ihren Plätzen zu halten.

Halbfinale: TSV Dennach – TSV Calw 3:2 (11:6, 9:11, 11:9, 7:11, 11:6)

Am Sonntag stand die Medaillenvergabe auf dem Programm. Schneverdingen setzte sich erwartet locker gegen Nord-Rivale Ahlhorner SV durch, dann kam es zum Süd-Gipfel. Dieser ging – zum dritten Mal in dieser Hallenrunde – an den Favoriten und bis dahin in diesem Winter unbesiegten Süd-Meister und Europapokalsieger Dennach. Calw begann erneut mit der Vortagesaufstellung mit Lubik/Flörchinger, Dennach setzte vorn auf seine vielfachen Weltmeisterinnen und World-Games-Siegerinnen Sonja Pfrommer und Anna-Lisa Aldinger, Denise Zeiher (Mitte), Laura Schinko und die Brasilianerin Martina Bonzanini. Calw startete konzentriert, doch bei 6:5 gingen erstmals die „Pink Ladies“ in Führung und nach „verschenkten“ Calwer Bällen führte das Team aus dem Enzkreis. Im zweiten Durchgang stand es aus Sicht der Löwinnen bereits 0:3 und 3:6, dann ackerte sich der Süd-Zweite wieder ins Match, punktete fünfmal und setzte sich durch.

Nach dem umjubelten 1:1-Ausgleich ging es ebenso packend und auf Augenhöhe weiter. Henny Schell setzte jedoch gleich mal zwei Angaben in die Leine, ein 0:3-Ballrückstand wurde zur Hypothek: Calw kämpfte sich zwar erneut ran, schaffte aber nicht den Ausgleich und Dennach nutzte den zweiten Satzball. Der vierte Durchgang wurde dann wieder vom sich aufbäumenden TSV Calw dominiert. Es kam zum Entscheidungssatz. In einem Geduldspiel mit langen Ballwechseln schaffte Calw zunächst eine 5:3-Führung, dann knallte Schell einen Diagonalball knapp ins Seitenaus. Statt mit Drei-Bälle-Führung die Seiten letztmals zu wechseln, war Dennach wieder dran und setzte Nadelstiche. Bei 5:8-Rückstand war klar, dass der Favorit sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen würde.

Um Platz 3/4: TSV Calw – Ahlhorner SV 3:1 (11:5, 6:11, 11:6, 11:8)

Die Enttäuschung über die knappe Niederlage gegen den Lokalrivalen währte nicht lange. Im Gegenteil. Der Wille, die verdiente Bronzemedaille zu krallen, war den Löwinnen von Beginn an anzumerken. Der erste Satz war eine glasklare Angelegenheit. Dann war auch der ASV im Spiel und Jordan Nadermann setzte die TSV-Abwehr unter Druck. Nach Satzausgleich war nun wieder Calw am Drücker und setzte sich aufgrund hoher Ahlhorner Fehlerquote locker durch. Im vierten Satz schien sich das Blatt erneut zu wenden: 1:7 für Ahlhorn stand es bereits. Doch auch diesmal ließen die TSV-Ladies nicht die Köpfe hängen, sondern drückten aufs Gaspedal und erkämpften mit 10:1 Ballgewinnen die Wende herbei. Bronze wurde wie Gold gefeiert (Foto: DFBL) und auch die Fans waren entzückt. Nicht immer hat man die Löwinnen des TSV Calw mit so breiter Brust und so großer Lust spielen sehen wie bei dieser DM.

Stimmen TSV Calw zur Deutschen Hallen-Meisterschaft 2023 in Ötisheim

Sandra Janot, Kapitänin (Foto: DFBL): „Ich bin unglaublich stolz auf uns. Wir haben so viele Sätze gespielt und so stark gekämpft. Kein anderes Team ist unter so schwierigen Voraussetzzungen zur DM gefahren wie wir mit der Verletzung unserer einzigen Hauptangreiferin Henriette Schell. Wir haben in allen vier Spielen unsere Herzen auf dem Feld gelassen und uns nie aufgegeben. An diesem Wochenende haben wir nichts verloren, sondern nur dazugewonnen: Neben einer strahlend glänzenden Bronzemedaille auch Stolz, Selbstvertrauen und die Herzen der Fans.“

Melanie Münzenmaier, Trainerin und frühere Spielerin (TV Bretten, TSV Niedernhall, TSV Dennach): „Ich habe als Aktive schon Bronze bei einer deutschen Meisterschaft gewonnen. Neben dem Spielfeld zu stehen, ist aber noch viel aufregender. Ich bin einfach nur stolz auf mein Team und die Leistung an diesem Wochenende.“

Deutsche Meisterschaft Faustballfrauen, Hallenrunde 2022/23: Bronze für…
Henriette Schell, Laura Glauner, Laura Flörchinger, Sandra Janot, Leonie Pfrommer, Samantha Lubik, Fanny Hopp, Elisa Becht;
Trainerin Melanie Münzenmaier, Co-Trainer Raphael Schlattinger, Physiotherapeut Philipp Löwe.

Platzierungen:

  1. TV Jahn Schneverdingen
  2. TSV Dennach
  3. TSV Calw
  4. Ahlhorner SV
  5. TSV Ötisheim und Ohligser TV

Ergebnisse Vorrunde:

  • Ohligser TV – TV Jahn Schneverdingen 1:3 (11:8, 3:11, 6:11, 7:11)
  • TSV Dennach – TSV Ötisheim 3:0 (11:2, 11:3, 11:7)
  • TSV Calw – TV Jahn Schneverdingen 2:3 (11:4, 3:11, 8:11, 11:6, 7:11)
  • Ahlhorner SV – TSV Ötisheim 3:2 (12:10, 11:9, 4:11, 8:11, 12:10)
  • Ohligser TV – TSV Calw 1:3 (11:8, 9:11, 8:11, 9:11)
  • TSV Dennach – Ahlhorner SV 3:0 (13:11, 11:3, 11:2)

Halbfinale:

  • TV Jahn Schneverdingen – Ahlhorner SV 3:0 (11:9, 11:3, 11:4)
  • TSV Dennach – TSV Calw 3:2 (11:6, 9:11, 11:9, 7:11, 11:6)

Plätze 3/4

  • TSV Calw – Ahlhorner SV 3:1 (11:5, 6:11, 11:6, 11:8)

Finale

  • TSV Dennach – TV Jahn Schneverdingen 1:3 (11:9, 7:11, 6:11, 5:11)