17.12.2017
TSV Dennach im Spitzenspiel obenauf
Brisanz in der Faustball-Bundesliga der Frauen / Landshut fährt ohne Satzerfolg nach Hause
Mit großer Spannung war das Gipfeltreffen zwischen den beiden führenden Vereinen der vergangenen Jahre in der Bundesliga Süd erwartet worden. Unter den über 100 Zuschauern in der Walter-Lindner-Halle aber hatte wohl niemand erwartet, dass es so schnell gehen würde. Der TSV Dennach entführte nach einer souveränen Vorstellung beim TSV Calw die Punkte mit einem klaren 3:0-Sieg, anschließend schickten beide Mannschaften den Gast aus Landshut mit trockenen 3:0-Packungen nach Hause.
TSV Calw – TSV Dennach 0:3 (9:11, 7:11, 7:11)
Mit Annika Bösch, Stephanie Dannecker (Calw), Sonja Pfrommer und den Aldinger-Schwestern Anna-Lisa und Annkatrin (Dennach) standen sich fünf Welt- und Europameisterinnen gegenüber. Doch die große Spannung entstand nur anfangs des ersten Satzes. Da zogen die Gastgeberinnen auf 5:2 und 7:4 davon. Die zuletzt als Favoritinnen gehandelten Calwerinnen schienen ihr Spiel schnell gefunden zu haben. Doch plötzlich gab es einen Bruch: mit schwachen Abwehraktionen, schlechten Zuspielen, vielen Angriffsfehlern. Sonja Pfrommer hielt ihr Team hingegen mit scharfen Angaben und Rückschlägen im Spiel und glich zum 9:9 aus. Zweitangreiferin Lena Wahl punktete zum Satzball und nach einer grandiosen Abwehraktion von Annkatrin Aldinger vollendete Pfrommer zum Satzgewinn.
In der Folge versuchte Henriette Schell vergeblich, die bärenstarke Pfrommer mit direkten Anspielen aus dem Spiel zu nehmen. Weiterhin hakte es in allen Calwer Positionen, lediglich Steffi Dannecker punktete gelegentlich und holte die gefährlichen Stoppbälle Pfrommers. Über 0:4 und 2:8 zog Dennach mühelos davon, dem Gastgeber gelang nur noch Ergebniskosmetik. Das gleiche Bild im dritten Satz. Zwar schenkten Wahl und Pfrommer mit drei Fehlangaben einen Startvorsprung, den die Calwerinnen aber nicht umzusetzen vermochten. Bis zum 6:6 hielt Calw, das in den vergangenen Wochen 18:0 Sätze feierte, noch mit. Dann passte kein Zuspiel mehr, Henriette Schell traf zu oft in die Leine. Dennach brachte den klaren Derby-Sieg locker ins Ziel.
TSV Dennach – TG Landshut 3:0 (11:5, 11:4, 11:6)
Der TSV Dennach, der zu Saisonbeginn nach sehr kurzer Vorbereitungszeit gegen TV Eibach verlor, scheint seine Top-Formation gefunden zu haben: mit Pfrommer/Wahl im Angriff, den Aldingers sowie Neuzugang Laura Schinko. Letztere kam vom TV Vaihingen/Enz und ist die Tochter des neuen Trainers Kuno Kühner. In dieser Aufstellung gingen die „Pink Ladies“ auch gegen die TG Landshut ins Spiel. Nur anfangs der Sätze konnten die Oberbayerinnen mithalten. Überraschend stand mit Olga Blehm eine „alte Bekannte“ auf Seiten der Landshuterinnen. Die frühere Nationalspielerin half nach längerer beruflicher Auszeit aus, da zwei TG-Spielerinnen ausfielen. Auch sie konnte ihr Team aber nicht zu Glücksgefühlen anführen.
TSV Calw – TG Landshut 3:0 (11:6, 11:4, 11:6)
Mit fast identischem Ergebnis wie zuvor Dennach, schossen die Calwerinnen nun Landshut aus der Walter-Lindner-Halle. Dies war ein weiteres Abbild der aktuellen „Zweiklassen-Gesellschaft“ in der Bundesliga, die von drei Teams dominiert wird, während alle anderen gegen den Abstieg kämpfen. Samantha Lubik rückte in die Mitte für Lisa Kübler, in der Abwehr wechselte Trainerin Elke Schöck nach Belieben zwischen Annika Bösch, Jasmin Sackmann und Sandra Janot. Calw ließ keine Zweifel aufkommen, wer Herr im Hause ist und gewann alle Sätze sicher.
Nach dem Spieltag sah die Tabelle am Samstag für ein paar Stunden drei Mannschaften mit 14:2 Punkten an der Spitze: Calw, Eibach (jeweils 21:3 Sätze) und Dennach (21:4). Am Sonntag konnte Eibach in Stuttgart-Stammheim wieder die Tabellenspitze mit zwei Spielen „Vorsprung“ übernehmen. Am 20. Januar in Neuenbürg treffen erneut Dennach, Calw und Landshut aufeinander, die Süd-Staffel umweht also ein Hauch Brisanz. Schafft der SV Tannheim den Klassenerhalt, so darf er als Gastgeber der deutschen Meisterschaft (2./3. März) einen Startplatz buchen. Dann geht von den drei Topteams der Liga eines leer aus.
Zitate
Sabine Bartsch (TG Landshut): „Es war klar, dass wir nicht hergekommen sind, um gegen Dennach und Calw Punkte zu entführen. Aber ein, zwei Satzgewinne hatte ich schon erhofft. Oft sind es Kleinigkeiten, die zu unseren Ungunsten entscheiden, dabei haben wir gar nicht schlecht gespielt.“
Annkatrin Aldinger (TSV Dennach): „Ein 3:0 im Spitzenspiel hatten wir nicht erwartet. Beide Mannschaften kennen sich sehr gut und haben Respekt voreinander. Als Calw so stark begann, dachte ich, heute rappelt es in der Kiste. Aber plötzlich haben sich auf der anderen Seite Fehler eingeschlichen. Die Abwehr war nicht stabil und das Zuspiel unsauber. Calw wirkte übermotiviert, der Faden riss und so konnten wir den Satz drehen. Den zweiten Durchgang hat Calw uns geschenkt, da mussten wir herzlich wenig tun. Mit unserem neuen Trainer Kuno Kühner haben wir Spaß und Motivation im Training. Er nimmt auch Einfluss an der Seitenlinie. Das tut uns gut. Wir haben alle unter Rudi Reuster Fortschritte gemacht und mit seinem Nachfolger und in der neuen Konstellation werden wir noch stärker.“
Annika Bösch (TSV Calw): „Unsere Abstimmung zwischen Abwehr und Angriff passte nicht. Nach einem guten Anfang hat Sonja Pfrommer stark geschlagen und ihr Team hat fast keine Eigenfehler gemacht. Das war der Unterschied. Wir müssen endlich abschalten, dass wir die Köpfe hängen lassen, sobald wir im Rückstand sind. Eigentlich hat Dennach uns nicht geschlagen – das haben wir selbst getan. Schade, vor so vielen Zuschauern…“
Calwer Männer begeistern ihre Fans
200 Zuschauer sehen den 5:4-Krimi in der Faustball-Bundesliga gegen FBC Offenburg
Wenn zwei Mannschaften in der Faustball-Bundesliga aufeinandertreffen, die mit jeweils 8:4 Punkten gleichauf in der Tabelle stehen und um den dritten Platz kämpfen, ist Spannung und hochklassiger Sport zu erwarten. Hier der TSV Calw, junger wilder Aufsteiger – dort der FBC Offenburg mit erfahrenen Mannsbildern. Einen wahren Krimi bekamen die 200 Zuschauer in der Walter-Lindner-Halle dann auch tatsächlich zu sehen, sogar mit Happy End für die Fans des Gastgeberteams.
TSV Calw – FBC Offenburg 5:4 (9:11, 9:11, 11:8, 10:12, 11:9, 11:3, 11:5, 9:11, 11:8)
Beide Mannschaften traten in Bestbesetzung an und sollten in diesen Formationen auch alle neun Sätze durchspielen. Denn, um es vorweg zu nehmen, keiner der zehn Akteure zeigte Schwächen und so entstand ein echtes Spitzenspiel. Im Angriff standen sich die Calwer Raphael Schlattinger und Bernd Bodler sowie die Offenburger Sven Muckle und Stefan Konprecht gegenüber. Die Abwehr bildeten Marco Stoll, Philipp Kübler und Nick Stoll (TSV) sowie Nationalspieler Oliver Späth, Mark Borho und Matthias Lilienthal (FBC). Beide Teams schenkten sich von Beginn an nichts, gingen voll auf den Ball. Zunächst aber punkteten die Einheimischen, die schnell eine 5:1- und 7:2-Führung erarbeiteten. Dann ermöglichten Leichtsinnsfehler den Offenburgern sechs Ballgewinne in Serie. Bodler glich aus, Schlattinger brachte seine Mannschaft wieder in Führung, doch Muckle vom FBC konnte nach perfekten Zuspielen seine zwei Meter Körperlänge nutzen. Im zweiten Durchgang lag Calw schnell zurück (2:6, 5:9) und konnte nicht mehr ausgleichen. Vor allem die Offenburg-Abwehr um den flinken Mitte-Spieler Lilienthal und den Ex-Pfungstädter Späth hatten ihr Team auf Erfolgskurs gebracht.
Der Anschluss gelang, als der Schweizer Nationalspieler Schlattinger mit hart unterschnittenen Kurzbällen immer wieder erfolgreich war. Sein Team zog von 3:3 auf 9:4 davon, kurz darauf stand es nur noch 1:2 Sätze. Anschließend entwickelte sich der spannendste Durchgang, mit Verlängerung. Calw glich einen 7:9-Rückstand aus, doch erneut konnte Muckle seinen langen Armhebel optimal ausspielen. 1:3 Sätze, das Pendel schien zugunsten der Routiniers auszuschlagen. Eine klasse Rettungsaktion von Marco Stoll gab den Startschuss zur Aufholjagd. Nach 4:6-Rückstand holte Calw sechs Bälle in Serie (10:6), Offenburg konnte nur noch verkürzen. Anschließend spielte Calw nahezu perfekten Hallenfaustball. Bodler gewann Blocksituationen, Muckle und Konprecht fiel in dieser Phase nicht mehr viel ein. 5:0, 9:1 – 11:3, Satzausgleich, eine Demonstration der Stärke durch die „Löwen“. Das gleiche in Durchgang 7: Bodler punktete häufiger und die Abwehr stand felsenfest, die Zuspiele von Nick Stoll kamen punktgenau. 5:0 führte Calw und brachte den Satz sicher heim (11:5 / 4:3 Sätze).
Offenburg gab aber nicht auf und kämpfte sich wieder auf Augenhöhe. Bei 7:8-Rückstand unterlief Schlattinger ein Übertritt, die Badener machten den Sack zu und glichen zu 4:4 Sätzen aus. Wie schon beim knappen Sieg über Vaihingen/Enz, ging es über die volle Distanz von neun Durchgängen. Und erneut schien sich die hervorragende Fitness der Schwarzwälder auszuzahlen. Mit einem frechen „Lupfer“ am Block gelang Schlattinger ein wichtiger Zähler, schnell führte Calw mit 5:0. Offenburg versuchte alles, verkürzte auf 9:8, dann aber war es geschehen: die Calwer bejubelten ihren fünften Sieg im siebten Spiel. Der Aufsteiger, vor seiner ersten Bundesligasaison noch als erster Abstiegskandidat neben TV Stammheim gehandelt, rangiert jetzt hinter den Großen der Szene – TSV Pfungstadt und TV Oberndorf – auf Platz 3. Das Abstiegsgespenst hat sich bereits zur Saison-Halbzeit aus der Walter-Lindner-Halle verabschiedet. Die Vorfreude auf das Gastspiel des mehrmaligen Weltpokalsiegers TSV Pfungstadt (20. Januar) steigt!
Zitate
Thomas Stoll, Trainer TSV Calw: „Auch nach dem 0:2- und 1:3-Satzrückstand sind wir ruhig geblieben, haben einfach den Reset-Knopf gedrückt und unser Spiel gespielt. Die Qualität von Raphael Schlattinger mit seinen kurzen Bällen und in den entscheidenden Situationen war heute sehr wichtig. Die vielen Zuschauer haben für tolle Stimmung gesorgt und ein super Spiel gesehen, mit einem richtig starken Gegner.“
Raphael Schlattinger, TSV Calw: „Ab Mitte des Spiels hat man gesehen, welche Mannschaft fitter ist – wir! Und wir sind erneut nicht an einem Rückstand gescheitert. Das ist in der Bundesliga, in der erst nach fünf gewonnenen Sätzen Schluss ist, eine wichtige Stärke. Ein Erfolgsrezept war, dass Bernd Bodler auf der Wandseite die Angaben von Muckle ganz stark abgewehrt hat. Das war ein Spiel voller Adrenalin und Nervenkitzel. Unser Fazit nach der Vorrunde: Wir haben etwas geleistet, das ich selbst nie erwartet hätte. In die Rückspiele gehen wir nun mit dem Wissen, dass wir nicht absteigen – und eigentlich nur noch gewinnen können.“